Geburtstagstheater

■ Bremens Theater feiert seinen 200. Geburtstag. Mit einer Theaterreise durch die Stadt.

Der Senat für Kultur und Ausländerintegration hätte das großartige Datum beinahe unbeachtet vorüberziehen lassen: Am 16. Oktober hat das Theater in Bremen seinen 200. Geburtstag. Sämtliche Theater

hier bitte eines der beiden historischen

Theaterplakate

Bremens, die städtischen und die freien, haben sich zusammengetan, um ein großes Fest zu feiern.

Am Geburtstag selbst versammeln sich, wenn alle kommen, 800 Theatermenschen in den Wallanlagen zu einem großen Familienfoto. Wer sie bestaunen will, kann dort um 14.00 Uhr auftauchen.

Am 17. Oktober aber wollen die TheatermacherInnen ausprobieren, wie sehr die BürgerInnen ihr Theater wirklich lieben. Sie laden ein zu einer „Theaterreise“ für „Unentwegte, Verrückte, Wahnsinnige“. Ja. — Vormittags um 9.10 Uhr startet die „Theater-Straßenbahn“ von Sebaldsbrück, um die ersten Geburtstagsgäste nach Walle zu fahren, ins Ernst-Waldau-Theater. Dort aber wird nicht Platt gespielt, sondern „Macbeth“ getanzt. Johann Kresnick und seine Tanztheatertruppe sind für ihre öffentliche Probe umgezogen — und so werden es alle anderen Theatertruppen ebenfalls tun: die „shakespeare company“ in die geburtstagseröffnete „Kulturwerkstatt Westend“; die Ernst-Waldauer auf den Magazinboden des Schlachthofes. Den ganzen Tag wird gespielt, bis in die Nacht, bis zum Abschluß-Rockkonzert im Theater am Goetheplatz.

Die „Theaterstraßenbahn“, in der ein bayrischer Schaffner allerlei Unfug treiben wird und auch sonst die eine oder andere neckische Aktion stattfinden soll, verbindet die einzelnen Spielstätten untereinander. Wer eine Tageskarte (15 Mark) hat, darf umsonst

das zweite

der

historischen

plakate

nach jeder Vorstellung gleich zur nächsten weiterfahren und hat, bei genügend Durchhaltevermögen, am Ende 33,2 Theaterkilometer hinter sich.

Geld wollen die Theaterleute mit diesem Geburtstagsfest nicht machen. Die Kulturbehörde schoß 25.000 Mark zu, aber die erwarteten Einnahmen werden trotzdem nur die Organisationskosten decken. „Unser eigentliches Ziel ist“, sagte Jochen Biganzoli vom Theater Bremen, „daß die freien und die städtischen Theater sich besser kennenlernen. Dann können sie auch besser gemeinsam um ihre Finanzen kämpfen.“

Schöne Einigkeit. Nur die Daschnerin von den Blaumeiers wird nicht dabei sein. Sie stürzte leider bei einer Probe von der Bühne und brach sich den Oberarm. Ihr Stück „Chanella“ fällt aus. Toi. Toi... Cornelia Kurth