Keine Neuwahlen in Serbien

■ 80 Schwerverletzte im Kosovo

Belgrad (taz) — Bei einer Volksbefragung haben sich 94 Prozent der SerbInnen für die Durchführung vorgezogener Neuwahlen ausgesprochen. Da jedoch nur 47 Prozent aller Wahlberechtigten am vergangenen Sonntag an die Urnen gingen, wird das Ergebnis keine Konsequenzen haben: Nach dem Gesetz müssen mindestens 50 Prozent ihre Stimme abgeben. Und so ist das Ergebnis ein tiefer Rückschlag für den neujugoslawischen Premier Milan Panic. Er machte sich in den letzen Wochen gemeinsam mit den meisten Oppositionsparteien für Neuwahlen stark, sein wichtigster Gegenspieler, Präsident Milosevic, lehnte diese Forderung dagegen ab.

In ersten Reaktionen zeigten sich Politiker der Opposition gestern „erbost“ über das Verhalten der zwei Millionen Kosovo-Albaner. Diese hatten das Referendum ebenfalls boykottiert. Oppositionsführer Vuk Draskovic: „Die Albaner müssen endlich verstehen, daß sie nur gemeinsam mit den serbischen Demokraten das alte Regime stürzen können“. Unterdessen soll es im Kosovo zu gewaltsamen Ausschreitungen zwischen Albanern und serbischen Soldaten gekommen sein. Mindestens 80 Schwerverletzte seien zu beklagen. Streitpunkt dort: Die serbischen Behörden haben alle albanischsprachigen Schulen schließen lassen. Roland Hofwiler