Genie und Verbrechen

■ Premiere von Mozart und Salieri von Puschkin und Rimskij-Korakov in der Opera Stabile

von Puschkin und Rimskij-Korsakov in der Opera Stabile

Weiß - schwarz, beweglicher Kreis und starres Quadrat. In diesen harten Gegensätzen hat Thomas Mittmann in der Opera Stabile den Konflikt zwischen dem neidischen Musiker Salieri und dem Genie Mozart inszeniert. Einem Schauspiel von Alexander Puschkin stellte er die musikalische Bearbeitung desselben Themas von Nikolai Rimskij-Korsakov gegenüber.

„Genie und Verbrechen gehen nicht zusammen“, läßt Puschkin Mozart sagen, der mit diesem Aphorismus sowohl die Entlarvung Salieris liefert wie die Tragik des angeblichen Mörders Mozarts auf den Punkt bringt. Doch leider sind Sänger meist keine guten Schauspieler, und so mühen sich Friedrich Stricker als Mozart und Dieter Weller als Salieri redlich durch den ersten Teil des Abends, doch sie scheitern daran, der kleinen Tragödie Puschkins die nötige Spannung zu verleihen. Die Szenen geraten zum dürftigen Zwiegespräch.

Anders der zweite, musikalische Teil: Hier spüren die Zuschauer die Kraft der Stimmen und das schlichte Bühnenbild bestärkt die Konzentration auf das Wesentliche: Mozarts Attribut ist ein einfacher Kreis, in dem er herumrollt, während Salieri in einem Quadrat gefangen bleibt. Die Gesten der Sänger haben nun einen intensiven Ausdruck, etwa wenn Dieter Weller versucht, mit einem Strick sein Viereck zu bewegen. Die Klavierbegleitung von Paul Harris wirkt dagegen zu schematisch. Das mag daran liegen, daß Rimskij-Korsakov ein Orchesterwerk geschrieben hat, die Klavierpartitur ausgedünnt ist. Doch warum hält es Harris dann für nötig, eine dritte Stimme vom Band einzuspielen? So enthält die Inszenierung von Thomas Mittmann weitere, ungewollte, Gegensätze: Zwischen Schauspiel und Gesang, Livemusik und Einspielungen.

Darin unter geht die Lebendigkeit Mozarts - er wirkt schon als Lebender wie ein Gespenst. Wenn überhaupt, müßten die Werke Puschkins und Rimskij-Korsakovs in einem größeren Rahmen aufgeführt werden: mit Schauspielern, Sängern und Orchester. Torsten Schubert

Weitere Aufführungen. 16., 19. und 20.10.