Ein Papst in Hochform

■ Lateinamerikas Bischofssynode und die Angst vor dem „Zentralismus“

Santo Domingo (dpa) — Mit langem Beifall nahmen die lateinamerikanischen katholischen Bischöfe ihr Oberhaupt Papst Johanens Paul II auf, als er am Montag in der Hauptstadt der Dominikanischen Republik zur „Re-Evangelisierung“ des Kontinents aufrief. Aber auch die Ehrfurcht vor dem charismatischen Kirchenoberhaupt kann nicht übertünchen, daß viele der 250 Kardinäle und Bischöfe auf der IV. lateinamerikanischen Bischofskonferenz die Macht Roms fürchten.

„Die größte Gefahr ist, daß sich der Zentralismus durchsetzt, daß dies eine schöne römische Synode zur Beratung des Papstes wird“, sagte unverblümt der brasilianische Bischof von Santa Maria, Jose Ivo Lorscheiter. Schon zuvor hatte Boliviens sozial engagierter Episkopat heftig dagegen protestiert, daß seine Papiere zunächst für die Dokumente des Treffens einfach ignoriert worden waren. Kritik erregte auch die Besetzung des Tagungspräsidiums mit Vatikan- Staatssekretär Angelo Sodano und zwei besonders Rom-treuen Kardinälen.

„Re-Evangelisierung“ lautet zwar auch für Lateinamerikas Bischöfe die Losung angesichts der enormen sozialen Probleme des Kontinents, der Erfolge protestantischer Sekten, der Ausbreitung des Säkularismus und des großen Priestermangels. Aber das Verständnis darüber geht oft weit auseinander. „Die Spannungen in der Weltkirche sind größer geworden, und davon wird auch diese Versammlung geprägt werden“, meinte Bischof Lorscheiter.

Oberflächlich sind sich alle einig in der „Option für die Armen“. Selbst konservative Kirchenkreise haben Positionen der Befreiungstheologie — beispielsweise das politische Engagement für die Unterdrückten — übernommen. Heikel ist indessen die Frage nach den Fehlern der Kirche. „Wir müssen Selbstkritik üben, müssen wissen, warum die Kirche keine besseren Resultate erzielt hat, warum wir in manchem gescheitert sind“, sagte Lorscheiter.

Die päpstliche Selbstgewißheit kommt dabei manchen wie gerufen. Die Kirche habe „die Fähigkeit verloren, sich mit größter Entschiedenheit den wahren Problemen der Welt zu stellen“, erklärte der chilenische Bischof Sergio Contreras Navia aus Temuco. Die Kirche sei bisher „viel zu ängstlich und blockiert sich damit selbst“.