Jung-Nazis mißbrauchen drei Asylbewerberinnen

■ Vergewaltigung noch von der Polizei verhindert/ Massenschlägerei in Dyrotz

Halberstadt (AFP/dpa/taz) – Die Gewalt gegen Fremde hat eine neue, traurige Qualität erreicht. Zehn rechtsradikale Jugendliche überfielen am Samstag abend in Thale im Landkreis Quedlinburg ein vorwiegend von Vietnamesen bewohntes Asylbewerberheim. Dabei wurden nach Angaben der Polizei in Halberstadt drei Vietnamesinnen Opfer sexueller Nötigung. Die Eindringlinge rissen ihnen die Kleider vom Leibe, eine Vergewaltigung wurde im letzten Moment durch das schnelle Eintreffen der Polizei verhindert. Männliche Heimbewohner wurden geschlagen und getreten. Ein Asylbewerber mußte ärztlich behandelt werden. Zuvor hatten die Ost-Nazis die Räume des Heimes verwüstet. Vier Jugendliche wurde vorläufig festgenommen, darunter auch zwei Mädchen im Alter von 13 und 14 Jahren.

Die Rassisten beschossen zunächst das Heim mit Feuerwerkskörpern, bis ein hölzerner Rolladen in Brand geriet. Anschließend stürmten sie das Gebäude, zerschlugen Möbel und traten Türen ein. Dabei richteten sie einen Sachschaden von rund 10.000 Mark an. Die Eindringlinge beschossen die Heimbewohner mit Schreckschußpistolen und einer Feuerwerksrakete. Außerdem stahlen sie Bargeld und einen Radiorekorder. Die beiden festgenommenen Mädchen wurden noch in der Nacht ihren Eltern übergeben, zwei junge Männer im Alter von 16 und 18 Jahren sollten dem Haftrichter vorgeführt werden.

In Dyrotz, Kreis Nauen, nordwestlich von Berlin, zettelten Skinheads in der Nacht zum Sonntag vor einem Jugendklub eine Massenschlägerei an. Ein rechtsradikaler Jugendlicher wurde dabei schwer verletzt und mußte mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus in Berlin-Friedrichshain geflogen werden, teilte die Polizei mit.

An der Schlacht hatten sich nach Angaben der Polizei etwa 40 in Autos vorgefahrene Skinheads und 30 Jugendliche aus der linken Szene beteiligt.