Riesiges Müllzentrum in Vorpommern

■ In Torgelow soll ein Müllentsorgungszentrum für 1,2 Millionen Tonnen Abfälle entstehen/ Kreistag und Bürgerinitiative sprechen sich gegen das Mammutprojekt aus/ Auch aus Polen kommt Widerstand

Mainz (AP) – In Vorpommern nahe der polnischen Grenze soll das bislang größte Müllentsorgungszentrum in Deutschland entstehen. Daß sich die Bevölkerung mit derartigen Mammutprojekten nicht mehr ohne Widerstand abfinden will, zeigt sich nun auch in Ueckermünde. Um den Standort für die riesige Müllkippe ist eine heftige Auseinandersetzung entbrannt, so berichtete gestern das ZDF-Nachrichtenmagazin „Kennzeichen D“.

Der zuständige Kreistag von Ueckermünde sprach sich bereits gegen das Projekt aus. In dem Müllentsorgungszentrum, das von der Stadt Torgelow mit Unterstützung des Landes geplant wird, sollen künftig jährlich 1,2 Millionen Tonnen Abfällen aller Art sortiert, verbrannt und verbuddelt werden.

Auch in Polen formiert sich der Widerstand. Die dortigen Behörden hatten von der riesigen Müllanlage erst aus der Zeitung erfahren. Und das, obwohl der polnische Hafen Stettin von den Projektplanern als Umschlagplatz für den Müll eingeplant worden ist.

In den vorgesehenen 20 Betriebseinheiten des „Industrieparks für Recycling und Umweltwirtschaft“ sollen Bauschutt, Klärschlämme, verseuchte Böden, Glas, alte Autos und Reifen sowie giftige Rückstände beseitigt oder verwertet werden, wie die „Kennzeichen D“-Redaktion unter Berufung auf Planungsunterlagen der Stadt Torgelow erklärte. Für das benötigte Gelände müßten 130 Hektar Wald in der Ueckermünder Heide abgeholzt werden – das entspricht annähernd der Fläche von 130 Fußballfeldern. Als Baubeginn soll 1994 vorgesehen sein. Alle Anlagen sollten 1998 fertiggestellt sein. Eine Initiative habe einen Bürgerentscheid für Anfang nächsten Jahres durchgesetzt.

Geplant worden ist der in dieser Größenordnung und Zusammensetzung in Deutschland einmalige Komplex von Ingenieurbüros in Mannheim und Essen im Auftrag der Stadt Torgelow. Für die Entwicklung und vorbereitende Untersuchungen habe die Stadt bereits rund eine Viertel Million Mark ausgegeben, das Land habe sich zur Zahlung von rund 800.000 Mark bereit erklärt.

Mecklenburg-Vorpommern ist schon heute die Müllkippe der Republik. Die westlichen Bundesländer karren ihren Hausmüll nach Schönberg, und in Greifswald soll ein Atommüll-Zwischenlager entstehen. Die Träger des Torgelower Vorhabens haben rund 1.000 Arbeitsplätze versprochen. Die Ministerien für Umwelt und Wirtschaft von Mecklenburg-Vorpommern hätten die Möglichkeit der Schaffung von Arbeitsplätzen begrüßt, ansonsten aber gegenüber „Kennzeichen D“ nicht Stellung genommen.