Sanssouci
: Vorschlag

■ „Les Matapeste“ im Theaterzelt am Mariannenplatz

Die Clowns sind in der Stadt. Aus vier Ländern kamen sie, um die clowneske Version von König Arturs Tafelrunde zu bilden und gemeinsam den Heiligen Gral des Humors zu finden. Man sollte „Les Matapeste“, dieses rotnasige und phantasievolle Konglomerat von skurrilen Einzelwesen ins Europaparlament wählen, schließlich können sie, was Kinkel und Co. nicht vermögen: aus einer Plastikplane ein Trinkgelage oder gemeinsames Bett zaubern, zum Beispiel.

Dabei ist die Verständigung zwischen den Rittern der Lachfalten anfangs keineswegs einfach. Nicht nur, daß jeder in seiner Sprache daherquatscht, auch diverse Mentalitätsunterschiede müssen überwunden werden. Der aristokratische englische Gentleman kann dem grobschlächtigen germanischen Ritter erst einmal ebensowenig abgewinnen, wie der charmante Franzose und der feierfreudige Spanier.

Nur mit einigen Hindernissen gelingt es ihnen, die jeweils eigenen Talente und Ansichten miteinander in Einklang zu bringen und sich dabei, sozusagen als Nebeneffekt, ihrer individuellen Psychomacken zu entledigen. Don Asencio verliert den Komplex, der cavallero de la mierda (Ritter der Scheiße) zu sein, Sir Barrett wird von seiner Monstertotschlagneurose und le chavalier Charles von seiner übertriebenen Schüchternheit geheilt. Selbst Ritter Pöffel, der autoritätskriecherische, chauvinistische und dennoch nicht unsympathische deutsche Beitrag zur Gemeinschaft zeigt gegen Ende erste schüchterne Anzeichen von Heilbarkeit.

Hier wird die europäische Einigung nicht zäh herbeigeredet, sondern mit Temperament und Spielfreude ersungen, ertanzt, erturnt und erspielt. Lautes Geschrei wird zu leisem Gelächter, die Burleske zur Tragikomödie und umgekehrt. Die Truppe glänzt nicht zuletzt durch Vielseitigkeit und Facettenreichtum, ist die Summe ihrer Talente, die sich für dieses Projekt zum gemeinsamen Spiel zusammengefunden haben.

Daß man sich nicht auf eine gemeinsame Geschäftssprache geeinigt hat, ist der Lebendigkeit des Stückes zwar zuträglich, der Verständlichkeit jedoch eher abträglich, zumal den Texten keine unwesentliche Rolle zukommt. Fremdsprachengrundkenntnisse (Französisch, Spanisch, Englisch) sollten deshalb ebenso mitgebracht werden wie warme Klamotten gegen die Kälte. Sonja Schock

Zu sehen ist die Pappnasenversion der Europäischen Gemeinschaft noch bis zum 25. Oktober, jeweils um 20 Uhr, im Theaterzelt auf dem Mariannenplatz.