Sarodnick-Prozeß: Opfer sagten aus

■ Genötigte Frau beklagte: Niemand habe die Vorfälle in Santa Fu melden wollen

melden wollen

Im Prozeß gegen den ehemaligen Leiter der Hamburger Haftanstalt Fuhlsbüttel, Wolfgang Sarodnick, kamen gestern Frauen zu Wort, die während ihres Dienstes als Justizangestellte von einem inhaftierten Mörder in Santa Fu vergewaltigt oder genötigt wurden. Sarodnick muß sich vor Gericht verantworten, weil er diese sexuellen Übergriffe, obwohl er von ihnen wußte, nicht gemeldet hatte.

Auf Wunsch von Staatsanwaltschaft und Verteidigung wurde zum Schutz der Frauen die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Lediglich eines der Opfer, eine damals im Beirat der Vollzugsanstalt tätige Frau, erzählte öffentlich, wie sie von dem wegen Prostituiertenmordes zu 15 Jahren Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilten Alfred Banz sexuell genötigt wurde.

Banz, der ebenso wie sie Bilder malte und seit 1974 in Haft ist, hatte sie in seine Zelle gelockt, diese versperrt und versucht, die Frau zu entkleiden. Da sie sehr energisch auf den Mann einredete, ließ er von ihr ab. Über den Vorfall hatte die ehrenamtlich tätige Frau sofort bei dem Anstaltsleiter, dem Vorgänger von Sarodnick, Meldung gemacht. Sie hatte auf Sanktionen gegen den Täter gehofft, aber nichts sei passiert, so die Frau vor Gericht.

Als Wolfgang Sarodnick, der von 1981 bis 1989 die Anstalt leitete und als Verfechter des liberalen Strafvollzugs gilt, von ihrem Fall und zwei weiteren erfuhr, habe er nur abwehrend reagiert, sagte die Frau aus. Es sei wieder nichts geschehen. Auch der Anstaltspfarrer, der sie vor dem Sexualtäter gewarnt hatte, mußte offensichtlich von Übergriffen gewußt haben, gemeldet habe aber auch er nichts. Als Zeuge durfte der Pfarrer nicht aussagen, da die Kirchenleitung keine Genehmigung dazu gab.

Der Prozeß wird am kommenden Mittwoch fortgesetzt.

dpa