Zeltaktion vor der neuen Asylstelle

■ Hohenschönhausener BI ruft zu ausländerfreundlichen Aktionen anläßlich der Eröffnung der Asylstelle auf

Hohenschönhausen. Am Montag öffnet die Zentrale Asylantragsstelle in Hohenschönhausen ihre Pforten — aller Furcht vor rechtsextremistischen Gewalttaten zum Trotz. Die Bürgerinitiative „Ausländische MitbürgerInnen Hohenschönhausen“ ruft deshalb zu einer Großkundgebung am Sonntag um 17 Uhr vor dem ehemaligen Stasi-Gelände in der Ferdinand-Schultze-Straße auf.

Bekräftigt werden soll damit die Forderung an Innensenator Heckelmann (CDU) nach einem umfassenden Schutz für die Asylsuchenden, einer guten Verkehrsanbindung und einer durchgängig geöffneten Wärmehalle. Nach der Kundgebung will die BI gegenüber der Asylstelle ein vom Bezirksamt genehmigtes Zelt aufbauen. Bis mindestens kommenden Mittwoch sollen die Asylbewerber dort rund um die Uhr mit Getränken versorgt werden. Das Zelt wird von Fahrwachen abgeschirmt.

Die rund 20 Mitglieder der BI haben sich 1990 zur Unterstützung der von der Ausweisung bedrohten vietnamesischen Vertragsarbeiter zusammengefunden. „Wir treten für ein gutes Miteinander zwischen Ausländern und Deutschen in Hohenschönhausen ein“, erklärte Mitarbeiterin Kerstin Wilsch. Zusammen mit gleichgesonnenen Jugendlichen aus dem Bezirk und anderen Gruppen aus der Stadt, darunter auch Autonome, beschloß man, mit der Zeltaktion ein überfälliges ausländerfreundliches Zeichen zu setzen.

Unterdessen läuft die Mobilisierung nach Hohenschönhausen bei den Autonomen auf Hochtouren. In der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift Interim ruft eine „kleine Gruppe von sehr unterschiedlichen Menschen aus dem Berliner Westteil“ zu einer „solidarischen Unterstützung“ der BI-Aktion auf. Um zu verhindern, daß sich Hohenschönhausen zu einem „braunen Bezirk“ entwickle, sei es notwendig, „dort Arbeit hineinzustecken“, heißt es. „Es wäre schön, wenn sich einzelne Gruppen auch die Nachtstunden“ während der mehrtägigen Aktion „freihalten würden ...“ Ausdrücklich wird im Interim-Artikel darauf hingewiesen, daß die BI federführend sei und bei deren Aktion an der Asylstelle „gewaltfreier Widerstand demonstriert“ werden solle. Denn „zu mehr“ sähen sich die Hohenschönhausener „aufgrund ihrer eigenen Fähigkeiten zur Zeit nicht in der Lage“.

Der Appell zur Gewaltfreiheit erfolgt allerdings mit der Einschränkung, in der näheren und weiteren Umgebung würde ein „aktives“ Umsetzen der Parole: „Gib Nazis keine Chance“, aufs „schärfste begrüßt“. Nach Informationen der taz heißt dies, daß vermeintlich rechtsradikale Gruppen vermöbelt werden sollen. Um bei den nächtlichen Streifenfahrten „Irrtümer“ zu vermeiden, sprich, daß es nicht arglos ihrer Wege gehende Menschen mit vermeintlich rechtsradikalem Outfit trifft, sollen die „Aktionen“ zusammen mit kundigen Jugendlichen aus Hohenschönhausen erfolgen. Eine Garantie dafür, daß es nicht auch einmal einen Falschen erwische, könne allerdings nicht gegeben werden, hieß es. Schließlich sei es unmöglich, alle nach Hohenschönhausen Mobilisierten unter Kontrolle zu haben.

Bezirksbürgermeisterin Brunhild Dathe (parteilos) erklärte auf Nachfrage, Heckelmann habe ihr eine „fristgerechte“ Öffnung der Wärmehalle zugesagt. Das Gelände und die Halle sollten aber nur während der Behördensprechzeiten zugänglich sein. „Die Praxis“, so Dathe, „wird zeigen, ob die Berechnung der Innenverwaltung aufgeht, daß es zu keinen Schlangen und nächtlichen Wartezeiten kommt. Andernfalls werden wir sofort die entsprechenden Maßnahmen einfordern.“ Plutonia Plarre