Ethische Grenzen überschritten-betr.: "Nürnberger Lebensrettung mit Hilfe einer Leiche", Seiten 1, 3 und 10, taz vom 16.10.92, "Abwicklung einer Schwangerschaft", taz vom 17.10.92 / Versuch einer Lebensrettung

Betr.: „Nürnberger Lebensrettung mit Hilfe einer Leiche“, Seiten 1, 3 und 10, taz vom 16.10.92, „Abwicklung einer Schwangerschaft“, taz vom 17.10.92

Die Aufzucht eines Föten in einem toten Körper setzt das Recht der Frau auf ihren eigenen Bauch in perfider und zugleich perfekter Weise außer Kraft. In Zukunft könnten Frauen, die im gebärfähigen Alter Opfer von Unfällen werden, als tote Leihmutter auf Intensivstationen der Geburtskliniken gehalten werden. Dieses Horrorszenario erscheint mit dem Menschenversuch an der Universitätsklinik Erlangen in greifbare Nähe gerückt zu sein.

Mit dem Versuch werden ethische Grenzen überschritten. Doch muß man sich im klaren darüber sein, daß es sich nur um die Spitze eines Eisbergs handelt. In den letzten Jahren brach in der vorgeburtlichen Medizin die schiere Experimentierwut aus.

So stellte Professor Erich Saling, Geburtshilfepapst der Republik, in Berlin Experimente an, bei denen er Föten im Mutterleib über eine künstliche Nabelschnur zu ernähren versuchte. Auch bei ihm wurde die öffentliche Diskussion erst nach Beginn der Versuche geführt. Die Ethik-Kommission schaltete er gezwungenermaßen erst im nachhinein ein. [...] Das öffentliche Aufsehen und die Reaktion der Ethik-Kommission, die erhebliche Vorbehalte geäußert hatte, führten zum Abbruch der Salingschen Experimente.

Der Ruf nach Ethik-Kommissionen ist in dieser Situation nur selten die richtige Antwort, da die Kommissionen von der Trias aus Medizinern, Theologen und Juristen dominiert werden. Durch sie soll lediglich ein Legitimationseffekt ohne öffentliche Transparenz erreicht werden. Auch wenn Saling gestoppt wurde, hat er die Versuche im Bauch von Schwangeren hoffähig gemacht, so daß sie bundesweit Konjunktur bekamen. Unabhängig vom Ausgang des Erlanger Experiments wird deutlich, daß die hier geforderte Ethik nicht an den Bedürfnissen der Biowissenschaft oder dem Karrierestreben von Medizinern, sondern an den sozialen Bedingungen und dem Willen der Betroffenen orientiert werden muß.

Die tote Leihmutter der Zukunft kann nur verhindert werden, wenn durch öffentliche Auseinandersetzung deutlich wird, daß dafür die gesellschaftliche Akzeptanz fehlt. Johannes Spatz, Arzt, Berlin

Die Nachrichten aus Erlangen geben Anlaß, die Diskussionen zum Paragraphen 218 und zu den Entwicklungen der Gen- und Reproduktionstechnologie erneut zu überdenken. Hier werden Realitäten geschaffen, die sich in den theoretischen Erwägungen nie so deutlich zu erkennen geben. Wogegen sich Frauen seit Beginn dieses Jahrhunderts wehrten, zu Gebärmaschinen degradiert zu werden, ist durch die Allmacht der Medizin in einer früher nicht denkbaren Ausschließlichkeit makabre Wirklichkeit geworden.

Selbstbestimmte Lebenszusammenhänge zwischen der Mutter und dem sich in ihr entwickelnden Fötus werden zugunsten von „Leben“ als einem abstrakten Begriff oder einer biologischen Definition für unwesentlich erklärt. Die Medizin, die früh zusammen mit Justiz und Klerus die Voraussetzungen für den Paragraphen 218 als einem machtpolitischen Instrument geschaffen hat, ist (fast) am Ziel: Gelingt das Experiment, lassen sich in Zukunft für die „Rationalisierung der Fortpflanzung“ (Julius Wolf, 1912) die emotionalen Unwägbarkeiten lebendiger Frauen umgehen; tote Leihmütter bilden optimale Bedingungen zur Menschenzüchtung, da bei Anzeichen von Behinderung der Versuch jederzeit problemlos abgebrochen werden kann, wie das selbstverständlich auch in Erlangen vorgesehen ist.

Dieser neueste Vorstoß einer männlich dominierten Medizin in die Bereiche natürlicher Lebensvorgänge ist das Ergebnis einer langen Entwicklung, in der Entscheidungen von Frauen im Hinblick auf eine angeblich zeitlose Ethik im Dienste des wissenschaftlichen Fortschritts oder gar für die „Höherentwicklung der Menschheit“ schon immer mißachtet wurden. Heute ist es das „Leben“ schlechthin, für dessen Erhalt alles erlaubt und geboten erscheint.

Die in letzter Zeit so häufig beschworene Formel von dem Wert und der Würde des Lebensbeginns und seines Endes – angesichts der Erlanger Manipulationen erscheint sie vollends fragwürdig. Doch die Wissenschaftsethik wird nicht verlegen sein, an die Stelle der uns heute noch so wichtig anmutenden lebendigen Beziehungen als Grundwert unseres Lebens abstrakte Wertbegriffe zu setzen, die einer technologiebestimmten Gesellschaft entsprechen.

Es ist sicher illusorisch, anzunehmen, die sich hier abzeichnende Entwicklung lasse sich durch weitere Grundsatzdiskussionen der Mediziner, Theologen und Juristen aufhalten. Nur der massive Protest der betroffenen Frauen gegen die mit dem Paragraphen 218 verbundene Problematik kann ein Umlenken bewirken. Gisela Schirmer,

Kunsthistorikerin, Osnabrück

Der Versuch, den toten Körper einer Frau als Gefäß für ein intensives medizinisches Experiment zu benutzen, ist Ausdruck der gewalttätigen Praxis der patriarchalen „Hochkultur“. Die noch hoch im Kurs stehende Kulturlosigkeit kann sich auf die Lehre von Aristoteles berufen. Dessen Frauenverachtung wurde in den europäischen Universitäten – sie wurden im Mittelalter von der katholischen Kirche gegründet – zum Bestandteil des wissenschaftlichen Erkenntnisinteresses erhoben. Zu diesen „Universitäten“ waren bis jüngst nur Männer zugelassen.

Die jahrhundertelange Indoktrination entwickelte in Verbindung mit der modernen naturwissenschaftlichen Forschung eine gefährliche Dynamik. Die Fortpflanzungsexperimente des Leiters des SS-Instituts für Fortpflanzungsbiologie in Katowitz und im Vernichtungslager Auschwitz an wehrlosen Frauen sind ein erster Höhepunkt einer Geschichte im Sinne von His-story, in die sich das Erlanger Experiment einschreibt. Prof.Dr.Heidrun Kaupen-

Haas, Institut für Medizin-Sozi

ologie, Universitäts-Kranken

haus Eppendorf, Hamburg

Sehr geehrter Herr Dr.Scheele!

Die gesamte Menschheit ist Ihnen zu tiefem Dank verpflichtet. Zwar ist die Tragweite Ihres medizinischen Behandlungserfolges – der Entbindung einer gesunden Tochter aus dem Leib einer seit fünf Monaten hirntoten Mutter – noch nicht zu übersehen. Doch mit nur wenig Phantasie und gesundem Forschergeist läßt sich die beeindruckende Vielfalt neuer Möglichkeiten für die zivilisierte Welt erkennen.

Aus meinen langjährigen Erfahrungen in pränataler Psychologie weiß ich nur zu gut von den enormen körperlichen und geistigen Belastungen für die schwangere Frau und den heranwachsenden Embryo. Wie segensreich ist es da, sich auszumalen, daß in nur wenigen Jahren das Austragen von Kindern ausschließlich von Toten wird übernommen werden können. Es entfallen die neun Monate physischer Niedergeschlagenheit (es bleibt also auch die Arbeitsfähigkeit der Frau voll erhalten), die Gefahr der gesundheitlichen Schädigung des ungeborenen Kindes durch unvernünftiges Verhalten der Mutter ist gebannt, die Entwicklung der Leibesfrucht wird ganz unter die Obhut sorgsamer Mediziner gestellt, um nur einige Vorzüge zu nennen.

Dank neuer Technologien wird es uns möglich sein, die Eigenschaften des Kindes, seien es nun Augenfarbe, Körpergröße oder Grundzüge des Charakters, genetisch vorzubestimmen. Die jeweiligen Eltern – der Vater als Samengeber, die Mutter als Kontaktperson zur Gebärenden (auch ich bin sicher, daß der Embryo spürt, welche Hand den Bauch streichelt) – werden sich sorglos und entspannt auf Nachkommen freuen können, die weitestgehend ihren Vorstellungen entsprechen. Auch die Sexualität wird eine – jetzt wirkliche – Revolution erfahren. Die Fruchtbarkeit der normalen Frau wird nicht mehr nötig, ja sogar unerwünscht sein. Durch entsprechende Maßnahmen wird es also ermöglicht werden, ein rundum erfülltes Sexualleben zu führen, das frei ist von dem von vielen als unangenehm empfundenen Streß der Schwangerschaftsverhütung. Folglich werden Abtreibungen in Zukunft kein Thema mehr sein, so daß Sie sich der Zustimmung der Kirchen durchaus gewiß sein können.

Neben wenigen juristischen (Erbrecht, Strafrecht [Tatbestand bei mutwilliger Abschaltung der lebenserhaltenden Geräte durch rechts- oder linksextremistische Fortschrittsgegner?]) stellt sich selbstverständlich auch eine moralische Frage. Doch zu Ihrer Beruhigung, lieber Herr Dr.Scheele, kann ich aus meinen langjährigen Erfahrungen in postmortaler Psychologie nur Ihrer Einschätzung zustimmen, daß „der verstorbenen Mutter die Benutzung ihres Körpers zugunsten des Kindes sicherlich zumutbar“ ist.

Mit fortschrittlichen Grüßen und einem Prosit auf die schöne neue Welt – Dr.Frank N. Stein

Es kann uns eigentlich nicht erstaunen, wir sind es ja lange schon gewöhnt: Frau hat Föten auszutragen! Wie sie damit lebt (ihr seelischer und sozialer Zustand [und ihre Gesundheit, denkt mensch an die Auswirkungen der Techniken der Reproduktionsmedizin]) ist dabei egal, und nun spielt es auch keine Rolle mehr, ob sie noch lebt. Das ist nur konsequent, das ist Fortschritt!

Der Wille der Frau wird im Falle einer Schwangerschaft vernachlässigbar, ist sie in diesem Moment schließlich keine Frau mehr, sondern Brutstätte (Mütter sind ja auch keine normalen Frauen, sondern rein über ihre Kinder definierte Menschen). Entlarvend nur, wie wenig das Wohl der Kinder, wiewohl immer laut beschrien, eine Rolle spielt. Die Lebensbedingungen für die auf die Welt gezwungenen Kinder (psychisch siehe Amendt-Studie, physisch sieh aus dem Fenster) kümmert die „Lebensschützer“ doch einen Dreck.

Jetzt wird das Seelenwohl des Kindes allerdings schon auf den Müll geschmissen, bevor es eine Seele hat: Menschwerdung, Ichwerdung (wenn der Versuch denn klappt) in einer Leiche – kaum vorstellbar! Aber Hauptsache es lebt. Und „Leben“ ist, wenn es zappelt und Reflexe zeigt!?

Wenn auch die Beweggründe der Macher klar und altbekannt sind, so frage ich mich, was wohl in den beteiligten Großeltern/Eltern vor sich geht: Ein halbes Jahr lang Gymnastik mit der Leiche (wie lächerlich dieser Versuch, „Leben“ vorzutäuschen), um dann aus der Leiche den Ersatz für eben jene verlorene Tochter herauszuziehen? Was für Aussichten für den Fötus! Nicola Straub, Berlin

[...] Ein Kind=Fötus wird in einer Leiche am Leben erhalten, ein Krebs- und Tumorchirurg kokettiert mit seiner Unkenntnis über pränatale Vorgänge, und ein Kirchenmann – Oberkirchenrat Hermann Barth – warnt vor einem „Experiment mit völlig ungewissem Ausgang“.

Was muß eigentlich noch geschehen, um derartige ethische Monster an ihrem selbstherrlichen Vorgehen und Begründen zu hindern und den Respekt vor Leben und Tod gewahrt zu sehen? Trotz Entsetzen und ohnmächtiger Wut danke ich für das entlarvende Interview von Dorothee Winden. Der Schock über die perversen Begründungen zum Recht auf das Leben eines Fötus in einer Leiche sitzt tief. Wieviel Perversität kann diese Medizin nach Mengele eigentlich noch verkraften? Hannelore Limberger-Bastdorff, Berlin

[...] Was macht man nach der „Niederkunft“ mit der Mutter-Leiche? Abschalten nach Pflichterfüllung? Oder kann der Witwer dann ein zweites Kind mit seiner verstorbenen Frau haben? Ist das dann Leichenschändung?

Vielleicht sollte man eher mit Blick auf die Kostendämpfung im Gesundheitswesen die tote Wöchnerin als Organbank nutzen. Anfragen bitte an das Duo Wuermeling/Scheele, Universitätsklinik Erlangen, 8520 Erlangen. Erhard Kühnle, Göttingen

Ich habe vor kurzem ein paar Spielfilme der frühen fünfziger Jahre gesehen. Das Substantiv „Ding“, laut Duden ein Wort für „Sache“, also nicht für Mensch, wurde in diesen Filmen wiederholt auf Frauen und Mädchen angewandt! Das süße Ding, das junge Ding, das arme Ding. Frau = Ding = Sache.

In dem frauenverachtenden Experiment der Uniklinik Erlangen kommt diese „Formel“ voll zum Tragen. Das Ding, die Sache hat hier einen Namen: Sache (Frau) = Brutkasten. Und Sachen sind leblose Dinger, mit denen Mann machen kann, was Mann will. Helga Miriam Bohner, Nürnberg

[...] Was in Erlangen gemacht wird, erregt bei mir Brechreiz und Wut. Da werden nicht nur die „Großeltern“ des Embryos der Toten von den Medizinern bequatscht, ihre Bedenken beiseite zu schieben und das schmutzige Spiel mitzuspielen. Wie so oft ist auch hier die Ehrfurcht vor der Toten für Mediziner ein Fremdwort, die Leichen wie Schrottautos ausschlachten und bar jeglicher ethischen Skrupel für alle erdenklichen Experimente mißbrauchen.

Mit dem jüngsten Beispiel dokumentiert sich einmal mehr die Diktatur der Medizin, die inzwischen über Tod und Leben verfügt bis in die kleinsten Verästelungen unseres Daseins. Ob wir tot sein dürfen oder leben, ob wir dick sein dürfen oder dünn, schön oder häßlich, mit Weisheitszähnen oder ohne – dies alles entscheiden nicht wir für uns, sondern die Mediziner. Auch im Dritten Reich haben Mediziner darüber entschieden, ob ein Leben lebenswert war, ob mit Menschen auf grausame Weise herumexperimentiert wurde,ob sie reinrassig waren mit dem Recht, weiterzuleben oder nicht. Kommt denn da eigentlich niemand in der Politik, in der Kirche oder bei den Ethikern darauf, diesen Diktatoren das Handwerk zu legen?

Das Erlanger Experiment zeigt die Verachtung, mit der Mediziner bar jeglicher ethischen Skrupel gegenüber der menschlichen Existenz und ihrem Ende, dem Tod, herumlaborieren. Sie zeigt auch die tollwütigen Versuche des Patriarchats, die Herrschaft über den weiblichen Körper und seine Sexualität trotz Empfängnisverhütung – und damit ein Stück mehr Entscheidungsfreiheit für Frauen – zu zementieren. [...] Dr.Regine Roemheld,

Fröndenberg-Hohenheide

[...] Abgesehen davon, daß der ganze Vorgang als solcher (für den gesunden Menschenverstand) höchst pervers und makaber anmutet und zum Himmel schreit (...), drängt sich die Frage auf: Wer kann garantieren, daß dieses Baby nicht längst hirngeschädigt ist u.v.a.m.? Und wer übernimmt für diese Tragik die Verantwortung? Hier geht es doch in Wahrheit um die pure Befriedigung der Neugier und nicht um sentimentales Empfinden für ein vages, junges Menschenleben! [...] BernÛrd Schmidt, Weingarten

Betr.: dito

Mich hat es schockiert, von welch schrillen Tönen hier der Versuch einer Lebensrettung begleitet wird. [...]

Als Motiv für die Aktion kann frau natürlich nur männlich-katholische Machtgier und Profilierungsstreben finden. Daß es schlicht um das gehen könnte, worauf ÄrztInnen einen Eid abgelegt haben, nämlich um die Erhaltung des Lebens, kann nicht sein, weil es nicht sein darf. [...]

Natürlich hat auch eine Tote Anspruch auf Würde, aber gegenüber dem Recht auf Totenruhe dürfte das Recht auf Leben doch eindeutig als das höhere Gut zu werten sein. Frau Schmidt phantasiert sogar von einer „aufgenötigten“ Schwangerschaft der Marion P., auf die nun aber wirklich gar nichts hindeutet. Daß die Mutter bereits schwanger war, als sie in die Klinik eingeliefert wurde, wird nicht zur Kenntnis genommen.

In der Frage, ob das Leben des Embryos wirklich schützenswert ist, kann man den Kommentatorinnen ein gespaltenes Bewußtsein nicht absprechen: Einerseits gestehen sie dem ungeborenen Kind eigene psychische Empfindungen und damit eine eigene Persönlichkeit zu, andererseits betrachten sie es offenbar als kaum zu fassende Ungeheuerlichkeit, daß man diesem Leben auch die Chance zu einer Geburt geben soll. Zugegeben, es ist ein Extremfall, wenn sich die Schwangerschaft noch in einer so frühen Phase befindet. Aber wie würden Sie entscheiden, wenn die Mutter im fünften, siebten oder neunten Monat wäre? Und welche Kriterien würden Sie da anwenden? Natürlich ist es für ein werdendes Leben eine schlimme Sache, mit einer solchen Situation konfrontiert zu werden, aber deswegen kann man doch das Baby nicht einfach „abschalten“! Die höhnische Formulierung von Gisela Wuttke, daß das Ungeborene möglicherweise „vor dem großen Tag an gebrochenem Herzen“ sterben könnte, ist doch wirklich der Gipfel des Zynismus. Wenn Sie sich Ihrer Sache so sicher sind – wären Sie bereit, den Stecker der Beatmungsmaschine herauszuziehen und wahrzunehmen, wie nach der Mutter das Ungeborene auch noch stirbt? Das ist ja wohl die zwangsläufige Konsequenz Ihrer Haltung.

Die ganze Art, wie hier die Stimme des Bauches und das Mißtrauen gegen Dinge kultiviert wird, die sich nicht im Arsenal vertrauter Situationen finden lassen, gipfelt in Elke Schmitters Forderung, das Denken künftig vom Empfinden determinieren zu lassen. Sicher, das Denken kann das Empfinden nicht ersetzen, aber umgekehrt eben auch nicht. Und schon gar nicht darf unser Handeln von dem düster-verschwommenen „Naturrecht“ beherrscht werden, das Schmitter so nostalgisch beschwört. Dann wären wir ruckzuck wieder im Mittelalter. Pascal Laplace, München

Ob dem Papst eine Frau als Gebärmaschine gefallen würde oder nicht, lassen wir mal dahingestellt. Die Frage muß doch lauten: Ist es den Eltern des Kindes egal? Den Vater kann man nicht befragen, aber den, der das Kind als Vater erziehen wird, und der will es.

Die Mutter kann man auch nicht fragen. Doch die Tatsache, daß sie ihr Kind bis zum vierten Monat nicht abgetrieben hat, läßt doch wohl einen klaren Lebenswillen für ihr Kind erkennen.

Für eine Mutter ist es das größte Glück, ein gesundes Kind zur Welt zu bringen. Genau das wird von Ärzten und Schwestern versucht. Es geht nicht um ein Experiment mit einer Sterbenden. Maria P. ist tot. Der Versuch, das Kind zu retten, ist kein Experiment, denn die Mediziner haben diesen Zustand nicht geschaffen. Sie versuchen nur, ein Leben zu retten. Das Leben des Kindes, das die Mutter sicherlich wollte, ist es allemal wert. [...] Johannes Niemand,

Bad Lippspringe