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Peter Ustinov und die Feinmechanik der Pointe

Nicht die Queen, doch königliches Amüsement bot das Thalia Theater in der Freitagnacht. Ein rundlicher Herr mit Fliege betrat die Bühne, verbeugte sich leicht und elegant – schon toste der Applaus. Die Fans in gutem Tuch grüßten Peter Ustinov, Weltbürger, Schauspielerurgestein, Dramatiker, Geschichtenerzähler und Narr.

Ein Abend mit Peter Ustinov ist wie der Besuch des entfernten Onkels, der so viele Abenteuer zu erzählen hat, daß sich Überraschung, Staunen und Zweifel höchst unterhaltsam durcheinandermixen. In der feinen, nächtlichen Versammlung beginnt er einfach mitten hineinzugreifen in seinen Geschichtenpool – wie war das noch vor Jahrzehnten, als er in Berlin mal den Beethoven gespielt hatte, ausgerechnet er, mit seinem Akzent, auf den ihn auch bald ein Kollege angesprochen habe. Nun, konterte der Ustinovsche Beethoven, er habe ja schließlich über zweihundert Jahre kein Wort mehr gesprochen.

Peter Ustinovs Akzent ist eben ein Quell der Komik. So, wie er sicherlich alle Vorschriften der Etikette übertreten darf, da er sie einfach, wenn er will, perfekt beherrscht, so köstlich sind seine Übertretungen der deutschen Grammatik, die er so nebenbei ein bißchen ad absurdum führt. Doch merkt er an, daß er nicht wissen möchte, wie viele politische Krisen durch schlechte Übersetzer zustande kamen. Er kann sich größere Freiheiten herausnehmen, und muß seinem Spaß an der Feinmechanik von Pointen keine Grenzen setzen. Und noch etwas läßt er sein Publikum wissen, wenn er über seine berühmten Kollegen wie Charles Laughton oder Laurence Olivier schwadroniert: Sie waren auch nur seltsame Käuze wie du und ich. jk

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