piwik no script img

"Hexenberg" dichtgemacht

■ Abenteuerspielplatz in St. Pauli schloß Anfang der Woche die Pforten

in St.Pauli schloß Anfang der Woche die Pforten

Der Abenteuerspielplatz „Hexenberg“ in der Königstraße hat Anfang der Woche seine Pforten geschlossen. Grund: Der Trägerverein Die Flottneser findet für die genau auf der Grenze zwischen Altona und St.Pauli gelegene Einrichtung keine zweite Erzieherin, die für wenig Geld arbeitet. „So weit wäre es nicht gekommen, wenn das Jugendamt Altona den neuen Tarifvertrag für den Sozial- und Erziehungsdienst zur Umsetzung bringen würde“, sagte der Geschäftsführer der Flottneser, Holger Dohnt, gestern vor Journalisten. Dieser Vertrag sieht seit Februar 1991 vor, daß ErzieherInnen rund 300 Mark mehr verdienen sollen. Hamburg hat es aber seit dieser Zeit nur geschafft, die neue Tarif-Regelung im Bereich städtischer Kinder-Jugendheime umzusetzen.

Silke Melzig, Erzieherin im „Hexenberg“, betrachtet sich, seitdem sie allein ist, auch nur noch als „Schlüsselmeister“, um den Kindern Spielgerät zu geben. „Gerade hier, in der 'Problem-Ecke‘ St. Pauli, ist eine pädagogische Arbeit mit den Kindern notwendig“, betont sie.

Denn die Situation habe sich in den letzten Jahren verändert. Sei die Arbeit früher familienergänzend gewesen, ist sie heute familienersetzend. Viele Kinder seien den ganzen Tag da, weil sich zu Hause niemand ausreichend um sie kümmere.

So bietet der Abenteuerspielplatz nicht nur den „klassischen“ Holzhausbau an, sondern auch einen Gemüsegarten und eine Feuerstelle. Im Gebäude sind neben Gesellschafts- und Tischtennisspielen auch Kochen und Backen, Töpfern, Fahrrad reparieren und vieles andere möglich. Im Sommer werden sogar Reisen angeboten. Auch Schularbeitenhilfe und ein pädagogischer Mittagstisch werden geboten.

Doch Silke Melzig kann diese Aufgaben schon lange nicht mehr allein erfüllen. Sie wurde durch Überbelastung und die unbefriedigende Arbeit krank, so daß der Trägerverein sich gezwungen sah, den Spielplatz zu schließen. Andrew Ruch

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen