Mit dem Strom nach Norden

■ Bahn elektrifiziert die Strecke Hamburg-Kiel-Flensburg / "I. Rammschlag"

Die Deutsche Bundesbahn elektrifiziert die Nord-Süd-Hauptstrecke in Schleswig-Holstein. Im Bahnhof Bordesholm wird am 3. November der „1. Rammschlag“ für die Elektromasten gesetzt. Ausgebaut wird die Strecke Hamburg- Neumünster-Flensburg mit dem Abzweiger nach Kiel. Das Land Schleswig-Holstein steuert 150 Millionen Mark zu den Baukosten von schätzungsweise 520 zu, 114 Millionen Mark werden vom Bund finanziert. Im Herbst 1994 soll der elektrische Betrieb von Hamburg bis zur dänischen Grenze aufgenommen werden.

Die Bahn erwartet nach den Worten ihres Sprechers Helmut Kujawa durch die Elektrifizierung eine Verkürzung der Reisezeiten, denn künftig müssen die E-Loks in Hamburg nicht mehr gegen Diesel- Lokomotiven ausgetauscht werden. Außerdem können durch den Ausbau der Strecken die Züge ihre Spitzengeschwindigkeit von 120 auf 160 Kilometer pro Stunde steigern. Auf der Strecke Hamburg-Flensburg soll dies beispielsweise die Reisezeit um insgesamt 40 Minuten verkürzen.

Theoretisch können dann auch Kiel und Flensburg vom Hochgeschwindigkeitszug ICE angesteuert werden. Experten sehen es als wahrscheinlich an, daß die Landeshauptstadt in den ICE-Fahrplan aufgenommen wird, allerdings nur morgens und abends und nicht im Stundentakt. Eine ICE-Verbindung nach Flensburg wird aber schon wegen des geringen Fahrgastaufkommens ausgeschlossen.

Mit der Elektrifizierung verbessern sich auch die Verkehrsverbindungen nach Skandinavien, wenn auch die Elektrifizierung der Vogelfluglinie zwischen Hamburg über Scharbeutz nach Puttgarden weiterhin nicht zu den Prioritäten der Bahn zählt. Denn herkömmliche E-Loks der Bundesbahn können nicht in Dänemark fahren. Da die dänischen E-Strecken mit einer anderen Stromfrequenz betrieben werden, müssen entweder die Loks getauscht oder teure Mehrsystem- Lokomotiven eingesetzt werden. In Fachkreisen wird aber nicht ausgeschlossen, daß Dänemark sein System auf die in Deutschland und in den skandinavischen Nachbarländern geltende Norm umstellt. Die Bundesbahn-Führung verhandelt derzeit mit den dänischen Stellen über eine Angleichung der Stromsysteme. dpa/smv