Militariahändler mit Buttersäure besprüht

■ Staatsschutz vermutet, daß die Täter der „linksextremistischen Szene“ angehören

Pankow. Ein 23jähriger Militariahändler ist am Mittwoch in seinem Geschäft in Pankow von sechs bis acht unbekannten Männern überfallen worden. Aufgrund der Äußerungen der auf 25 bis 30 Jahre geschätzten Täter geht die Polizei davon aus, daß es sich um Angehörige der „linksextremistischen Szene“ handelt. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen.

Der Überfall ereignete sich um 10 Uhr morgens. Laut Polizeibericht haben die mit dunkelblauen Arbeitsanzügen und knöchelhohen Schuhen bekleideten Täter den Ladeninhaber Claus J. mit einem Revolver bedroht, mit Plastikklebeband gefesselt und ihm eine Fahne um den Kopf gebunden. Anschließend beschädigten sie Teile der Ladeneinrichtung, Textilien und Schallplatten, und sprühten die Parole „Frei Nazischwein“ an die Wand. Bevor sie flüchteten, hätten sie Claus J. mit Buttersäure besprüht, seinen Schlüsselbund entwendet und ihn aufgefordert, „nicht mehr an Nazischweine zu verkaufen“, hieß es.

Die Polizei fahndet jetzt nach Augenzeugen. Von einem der Täter soll heute eine Phantomzeichnung veröffentlicht werden. Nach Angaben des stellvertretenden Leiters Peter Haeberer liegen dem Staatsschutz keine Erkenntnisse darüber vor, daß der Ladeninhaber Claus J. mit dem Vorsitzenden der neonazistischen DVU, Gerhard Frey, in Verbindung steht. Er „macht sein Geld, indem er sowohl an Punks als auch an Heavy Metals verkauft“, so Haeberer.

Einen vergleichbaren Überfall auf Militariahändler gab es laut Haeberer bislang nicht. Allerdings seien einige Kioskhändler in anonymen Schreiben aufgefordert worden, keine rechtsextremistischen Zeitschriften mehr zu verkaufen. Direkt bedroht worden seien sie nicht, die in den Briefen geäußerte „Bitte“ sei jedoch sehr „nachdrücklich“ formuliert gewesen. Ein Zusammenhang mit dem gestrigen Überfall sieht der Staatsschutz aber nicht. plu