Tropenholzhändler im Zwielicht

■ Ghanaischer Staatsanwalt ermittelt gegen zwei Hamburger Holzimporteure / Sie sollen nicht nur Urwald abgeholzt, sondern das afrikanische Land durch Preismanipulationen um zusammen eine Million Mark geprellt

/ Sie sollen nicht nur Urwald abgeholzt, sondern das afrikanische Land durch Preismanipulationen um zusammen eine Million Mark geprellt haben

„Gegen eine Fuhre Mist kann man nicht anstinken!“ — Mehr als ein gebrülltes Zitat des Heidedichters Hermann Löns mochte der Hamburger Holzimporteur Willi O. Bührich gestern gegenüber der taz nicht äußern zu den Vorwürfen des Vereins „Rettet den Regenwald“. Recherchen der Waldschützer im westafrikanischen Ghana haben ergeben, daß dort ein Staatsanwalt gegen Bührich, den ebenfalls in Hamburg ansässigen Kaufmann Ekkehard Anders sowie zahlreiche andere europäische Tropenholzhändler ermittelt. Die insgesamt 30 beschuldigten europäischen Firmen haben demnach nicht nur den ghanaischen Tropenwald klafterweise abgeholzt, sondern für ihre Beute noch nicht einmal anständig gezahlt. Sie sollen das Land um insgesamt 65 Millionen Dollar betrogen haben.

Gegen die Händler werden derzeit Anklagen wegen Manipulation der Holzpreise, Agentenbetrugs und Devisenvergehens vorbereitet, berichtet der „Regenwald Report“. Der zuständige Staatsanwalt Bright Akwetey hält Willy O. Bührich, Ghanas Honorarakonsul in Deutschland, für schuldig, Ghana um knapp 170000 Mark betrogen zu haben. Ekkehard Anders hat den Ermittlungen zufolge mehr als 800000 Mark illegal außer Landes geschafft.

„Daher wollten wir sehen, wie wir uns einigen könnten. Er kam zur Unterredung und sagte, daß wir von ihm hören würden und ging und nichts passierte. Wir sind nun vorbereitet, sobald als möglich Anklage gegen ihn zu erheben. Wir sind bereit, jederzeit vor Gericht zu gehen“, sagte Akwetey gegenüber Fernsehreportern des NDR, die in Ghana recherchierten, was dran ist an den Vorwürfen gegen Anders. Ihr Film „Kann denn Sägen Sünde sein? Die Deutschen und das Tropenholz“ ist am heutigen Dienstag um 20.15 Uhr in NDR 3 zu sehen.

Doch Ekkehard Anders macht nicht nur in Afrika von sich reden. Über seine Praktiken als Vorsitzender des Vereins Deutscher Holzeinfuhrhäuser (VDH) gibt die Studie „Tropenholz und Branchenstolz“ Auskunft, die der Verein „Rettet den Regenwald“ gestern veröffentlichte. Sechs Jahre lang holten die Umweltschützer interne Unterlagen aus den Mülleimern des in Hamburg ansässigen VDH. Das Ergebnis ihrer Wühlarbeit: Bonner Politiker und Beamte ließen sich vor den Karren der Holzimporteure spannen und trugen so zum Abholzen der afrikanischen und

1asiatischen Wälder bei. Die Einfuhrhäuser überzeugten Wirtschaftsminister Möllemann in jahrelanger Lobbyarbeit von ihrem Konzept „Walderhaltung durch Tropenholzhandel“ und dem gewinnbringen-

1den Motto: „Wir müssen den Wald nutzen, um ihn zu erhalten“. Gleichzeitig bezeichnen die cleveren Kaufleute ihre eigenen Versprechen, den Tropenwald umweltschonend zu nutzen, in internen

1Papieren als „heiße Luft“, wie die Umweltschützer enthüllten. „Sie glauben selber nicht, was sie den Politikern erzählen“, sagt Reinhard Behrend von „Rettet den Regenwald“. Vera Stadie