■ Warnung vor umweltschädlichen Produkten
: Der schwedische Umweltteufel

Stockholm (taz) – Noch müssen die schwedischen VerbraucherInnen sich, ähnlich ihrer LeidensgenossInnen in anderen westeuropäischen Ländern, vor allem durch einen Dschungel von Produktkennzeichnungen kämpfen, die ihnen suggerieren wollen, wie furchtbar gut für die Umwelt es wäre, gerade dieses oder jenes Produkt zu kaufen.

Weiße und blaue Schwäne, grüne Punkte, Quadrate, Kleeblätter oder gleich ein ganzes Sortiment grüner Marken locken aus den Ladenregalen. Dieser Mißbrauch mit der Werbung für angebliche Umweltfreundlichkeit wird sich trotz aller Bemühungen der VerbraucherInnenverbände auch nicht ändern, solange sich die Hersteller oder ihre Interessenverbände selbst die Zeichen vergeben dürfen und der Handel noch nicht müde geworden ist, damit auch noch zu werben.

Doch nun naht Gerechtigkeit für Waren, für die beim besten Willen keine grünen Kleeblätter oder weiße Schwäne abfallen wollten: Sie können die Markierung „Achtung: umweltschädlich“ bekommen. Wie man sich denken kann, keine Initiative der chemischen Industrie, aber ein Versuch einer lokalen HändlerInnenvereinigung im mittelschwedischen Nybro. Produkte, die die Umwelt eindeutig belasten, werden seit Montag mit einem deutlich sichtbaren Aufkleber am Ladenregal gebrandmarkt, damit sich potentielle Käufer auch wirklich noch mal gut überlegen, ob sie den Griff zum gewohnten Wasch- oder Geschirrspülmittel auch wirklich verantworten können. Bis jetzt sind es ausschließlich Produkte der Reinigungs- und Waschmittelbranche, die den händlereigenen „Umweltfeind“-Stempel erhalten. Hier seien die Forschungsergebnisse so eindeutig, daß man hoffe, keine Probleme mit den Herstellern zu bekommen, so eine Sprecherin der Nybroer HändlerInnen, und es lohne sich auch, „Achtung!“ zu sagen: Immerhin stünden die Privathaushalte für ein Drittel der chemischen Abwässer, welche die Umwelt belasteten. Nach dem Erscheinen der ersten Meldungen über die Initiative aus Nybro hat sich, wie man hört, bereits im gesamten Land Interesse geregt, dem Beispiel so oder ähnlich zu folgen. Es wird interessant sein zu sehen, wie die Hersteller reagieren werden, wenn der Stempel „Umweltfeind“ merklich auf die Absatzzahlen durchschlägt. Reinhard Wolff