Bombig verstimmt

■ Auch das Theater des Westens steckt mittlerweile in argen Finanznöten

„Money makes the world go around“ heißt ein Song aus dem Musical „Cabaret“. Daß das so ist, weiß Helmut Baumann, Künstlerischer Leiter und Geschäftsführer des Theater des Westens, schon lange. Bereits 1990 stellte Ivan Nagel in seinem Gutachten über die Berliner Theater fest, daß das Theater des Westens „im Vergleich mit anderen Musiktheatern inner- und außerhalb Berlins untersubventioniert“ ist.

Wie schick der alte Prachtbau an der Kantstraße auch immer daherkommt, in Berlins erster Unterhaltungsbühne, die immerhin 30 Prozent ihres Etats selbst erwirtschaftet, gehört das Sparen zum täglichen Geschäft. Im laufenden Haushaltsjahr 1992 steht Helmut Baumann nun exakt die Subventionssumme zur Verfügung, mit der er bereits vor zwei Jahren auszukommen hatte. „Wir schreiben heute das Jahr 1990“, erklärt er, „nur für den Rest der Welt hat sich die Zeit bewegt.“

Seit dem Kultursenator das Geld für seine Theater ausgegangen ist, müssen alle Berliner Bühnen mit einer zehnprozentigen Etatkürzung leben. Die übliche Aufstockung der öffentlichen Zuwendungen wurde in diesem Jahr gestrichen. Dafür betrug die Tariferhöhung im öffentlichen Dienst 1991 sechs Prozent, in diesem Jahr werden es 5,5 Prozent sein. Das bedeutet auch an den Bühnen erhebliche Mehrausgaben, im Theater des Westens mußten das feste Tanzensemble und der Chor entlassen werden. Etliche Streichungen und der unerwartete Publikumserfolg der „Bombenstimmung“ ermöglichten es Helmut Baumann bisher, die steigenden Kosten einigermaßen auszugleichen, aber nun ist das Zuckerbäckerhaus endgültig auf Grund gekürzt.

Zwei Millionen Defizit haben sich angehäuft, und niemand im Theater ist bereit, das fehlende Geld jetzt auch noch durch Abstriche am Spielplan oder am hohen Produktionsstandard aufzutreiben. Gemeinsam mit dem Betriebsrat fordert die Theaterleitung den Senat dringend auf, im heute zu beschließenden Nachtragshaushalt die fehlenden zwei Millionen bereitzustellen, um die auch international erfolgreiche Arbeit des Theaters zu sichern. „Berlin setzt die Schere an und zerschneidet sich das Gesicht“, resümierte Betriebsrat Heiko Stark die Theaterschließungspolitik des Senats. Ein solcher Kahlschlag gehe nicht zuletzt auch auf Kosten der Tourismuszahlen. Schließlich ist „Berlin nicht Bochum!“, mahnte Helmut Baumann. Und es klang zemlich verstimmt. Klaudia Brunst