Ein Spiel zum schnellen Vergessen

■ Europacup der Pokalsieger: Sparta Prag–Werder Bremen 1:0 (Hinspiel: 3:1)/ Der Titelverteidiger aus Bremen reiste mit Verlierermentalität nach Prag

Berlin (taz/dpa) – Einen tiefen Eindruck hatte offenbar der Auftritt von Sparta Prag im Weserstadion bei den Bremern hinterlassen. Nach der 2:3-Niederlage der Werderaner im Hinspiel, die das Tor von Vonasek in der 93. Minute besiegelt hatte, glaubte keiner mehr an ein Weiterkommen, und dementsprechend lethargisch trat der Titelverteidiger im Europacup der Pokalsieger im Prager Letna-Stadion auf. Keine Spur von jenem Kampfgeist, wie ihn etwa Leeds United beim Rückspiel gegen den VfB Stuttgart in der ersten Runde gezeigt hatte. Unengagiert und scheinbar desinteressiert schoben sich die Bremer den Ball zu, um ihn dann meist hoch in den gegnerischen Strafraum zu schlagen, wo er meist eine sichere Beute der Sparta-Abwehr um den sicheren Keeper Kouba wurde.

Zwei Möglichkeiten durch Wynton Rufer in der 18. und 47. Minute waren die ganze Ausbeute an Torchancen, obwohl Trainer Otto Rehhagel mit Rufer, Neubarth und Bode drei Spitzen aufgeboten hatte. Das frühe Tor der Tschechen in der 7. Minute, als Siegl den Ball aus gebührender Entfernung durch die Beine von Torwart Oliver Reck kullern ließ, erstickte jedoch alle Anflüge von Dynamik im Keim. „Ich fühle mich an diesem Tor schuldig“, sagte der von unheilvoller Kuriosität verfolgte Werder-Torhüter nach dem Match.

Die schnelle Führung veranlaßte Sparta, sich mit Mann und Maus in die eigene Hälfte zurückzuziehen und fortan nur noch auf Konter zu lauern. Dazu gab es reichlich Gelegenheit, doch Werder konnte sich glücklich schätzen, daß die Prager ausgesprochen verschwenderisch mit ihren Möglichkeiten umgingen und es sogar bei einer Überzahl von vier gegen einen noch schafften, den Ball genau in die Füße des einsamen Werderaners zu spielen. Offensivverteidiger Mistr verzettelte sich in Dribbelversuchen, die seine technische Kapazität eindeutig überstiegen, der ballfertige Vonasek ließ es geruhsam angehen, und Stürmer Dvirnik war meist damit beschäftigt, seinen Gegenspieler Torsten Legat anzuspucken. „Das gehört sich nicht“, meinte Otto Rehhagel. „Ich habe die Geduld von Legat bewundert.“

Viel mehr gab es auch nicht zu bewundern für den Bremer Coach, das Spiel plätscherte fast ohne Torszenen dahin, und Werder machte trotz der Einwechslung von Klaus Allofs als viertem Stürmer und ständiger Feldüberlegenheit nie den Eindruck, ein Tor erzielen zu können. Aufsehen gab es nur noch in der 89. Minute, als der frustrierte Rufer, der nach einer Rangelei schon die gelbe Karte gesehen hatte, einnen Kontrahenten rüde umsäbelte und vom Platz gestellt wurde.

„Heute war Sparta einfach zu stark für uns“, gab Rehhagel zu, aber auch nach der Prager Partie redeten die Bremer nach wie vor mehr von dem Match im Weserstadion. „Wir sind durch zwei Fehler in Bremen ausgeschieden“, beharrte der Trainer, und Manager Willi Lemke ergänzte: „Den Cup haben wir bereits in der 73. Minute des Hinspiels verloren.“

Ansonsten galt die Forderung von Otto Rehhagel: „Wir müssen Prag schnell vergessen.“ Am Samstag kommt Borussia Dortmund im DFB-Pokal, und sollte es da auch nicht klappen, bleiben den Bremern immerhin noch die zwei Supercup-Spiele gegen den anderen großen Verlierer der zweiten Europapokal-Runde: den FC Barcelona. Matti

Werder Bremen: Reck - Bratseth - Borowka (46. Allofs), Votava - Bockenfeld, Wolter, Eilts, Legat - Rufer, Neubarth, Bode (80. Kohn)

Zuschauer: 29.704; Tor: 1:0 Siegl (7.)

Gelb-Rote Karte: Rufer (89. wegen Foulspiels)

Sparta Prag: Kouba - Vrabec - Hornak, Sopko, Mistr - Bilek, Frydek, Vonasek, Nemec - Dvirnik (88. Nedved), Siegl