■ „Liebling, ich kauf' Dir einen Stern“
: Ausverkauf des Orbits

Frankfurt/Main (taz) – Meine Liebste hat ihn schon: Omega 1 Scorpii heißt das kugelrunde Teil aus den Scheren des Skorpions. Und wenn sie des Nachts mit dem Teleskop in den Herbsthimmel schaut, kann sie den Stern mit dem Helligkeitsfaktor 4 leicht erkennen. „Mein wunderbarer Stern, da ist er“, haucht sie dann in den Orbit. „Und Kassiopeia lacht dazu – und die Milchstraße ist frei.“

Gekauft hab' ich ihr den Stern bei Herrn Lungenschuß von der Sternwarte Solingen. Es war nicht leicht für den freundlichen Astronomen, das passende Gestirn mit einer hinreichenden Helligkeit im gewünschten Sternbild zu finden. Das erste Angebot – My 1 Scorpii – wurde von Lungenschuß selbst wieder storniert. „Da wird Sie keinen Spaß dran haben, weil der nicht hell genug strahlt.“ Drei Tage nach der Sternensuche am Telefon war dann die Besitzurkunde für Omega 1 Scorpii im Briefkasten. Und der Name meiner Liebsten wird zusammen mit Omega 1 Scorpii auf einer Bronzetafel in der neuen Sternwarte in Solingen verewigt werden.

Natürlich verkaufen die Astronomen aus Westfalen keine Sterne, von denen zu erwartet steht, daß sie etwa in den nächsten tausend Jahren besiedelt werden. Und Sonne und Mond werden auch nicht unters Volk gebracht, weil die „Allgemeingut“ (Lungenschuß) sind. Doch noch warten Hunderte von Sternen und Sternchen in den Galaxien auf KäuferInnen. Kleinere Objekte kosten um die 100 Deutsche Mark – größere Brocken bis zu 500 DM. Die cleveren Sternengucker aus Solingen finanzieren mit dem Ausverkauf des Orbits den Neubau ihrer Sternwarte. Und die „Verschenker“ von Sternen dürfen dann guten Gewissens in die Geburtstagskarten für ihre Liebsten schreiben: „Liebling, ich hol' Dir die Sterne vom Himmel.“ kpk