Wer war der Kapuzenmann?

Der 24jährige Christian S. ist von Amtsrichter Michael Labe vom Vorwurf des „schweren Widerstands“ freigesprochen worden. Der Richter hegte Zweifel an den Angaben von zwei Fahndern der berüchtigten „16E“-Schicht des Polizeireviers Lerchenstraße. Die „16E“ler wollen im Juli 1991 bei der Räumung des besetzten Hauses Tegetthoffstraße beobachtet haben, wie ein „Mann mit Kapuze“ zuerst am Barrikadenbau beteiligt war und später einen „Gegenstand“ auf anrückende Polizisten geworfen hat. Was für ein Gegenstand es war – ob Stein oder Tomate – und wo er gelandet ist, konnten sie damals nicht sehen. Eine halbe Stunde später wollen die „16E“ler aber andernorts in Christan S. den Kapuzenmann – zu diesem Zeitpunkt ohne Kopfbedeckung – erkannt haben. Während Staatsanwalt Maruschat zehn Monate Knast ohne Bewährung forderte, plädierte Richter Labe wie Verteidiger Andreas Beuth auf Freispruch. Für Labe ist nicht von Bedeutung, ob etwas geflogen war, sondern ob die Beamten erkennen konnten, ob es sich beim Barrikadenbauer, beim Werfer und nachher in Christian S. um die gleiche Person gehandelt hat oder ob auch andere Personen Kapuzen getragen hatten. Bewiesen ist für Labe daher nur, daß Christian S. festgenommen wurde. pms