Krieg der holländischen Kartoffel!

■ Verbraucher- und UmweltschützerInnen fordern den Boykott der Bintje

Bonn (taz) – Sie tarnt sich als Pommes rot-weiß, als Bratkartoffel oder als Schlankheitsversion in Folie. Doch was hinter diesen Magenfüllern steckt, kann einem den Appetit vergehen lassen. Gerade Großküchen und Lebensmittelindustrie verarbeiten für ihre Erdäpfel-Gerichte die holländische Bintje-Kartoffel. Diese Sorte braucht fünfmal mehr Pestizide im Anbau als andere Knollen. Der Grund: Die Bintje ist extrem krankheitsanfällig und gedeiht nur, wenn die Chemiekeule geschwungen wird. Um gegen das giftige Geschäft um die Kartoffel zu protestieren, rief die Verbraucher Initiative gemeinsam mit den niederländischen Umweltschützern von „Milieudefensie“ gestern zum Boykott der Bintje auf. Holländische Verbraucherschützer erklärten Bintje schon vor zwei Jahren den Krieg: Der Umsatz der Kartoffel ging dort um 15Prozent zurück.

Mit zehn Millionen Kilo Gift allein im Kartoffelanbau werden jährlich Boden und Grundwasser in den Niederlanden vergiftet. Unter anderem mit Bodendesinfektionsmitteln, die hierzulande verboten sind. Die Rückstandbelastung der holländischen Erdäpfel selbst ist dabei vergleichsweise gering, allerdings liegt der Nitrat-Gehalt höher. Damit Deutschland nicht zum „Müllabladeplatz dieser holländischen Giftknollen“ werde, so Gerd Billen, Vorsitzender der Verbraucher Initiative, sollte in Töpfen und Friteusen die robuste deutsche Knolle landen. „Aula“ als mehlig-kochende Alternative zur Bintje oder die festkochenden mit den appetitanregenden Namen Gloria, Nikola, Granola, Sieglinde, Grata oder Margit. Garantiert umweltfreundlich wird der Speisezettel, wenn die Knollen auch noch aus kontrolliert ökologischem Landbau stammen.

Aber nicht nur bei der Öko-Prüfung fällt Bintje durch. Beim Geschmackstest des Bundessortenamtes bekam das holländische Importprodukt die schlechteste Note, eine glatte „Fünf“. Schmeckt wohl nicht kartoffelig genug. Myriam Schönecker