■ Gastkommentar
: Ausländer, Ausländer

Eisenhüttenstadt, im September. „Deutschland den Deutschen“, brüllt der harte Kern bei seinen wiederholten Versuchen, das Asylantenheim zu stürmen. „Nehmen Sie das nicht zu wörtlich“, beruhigt mich ein netter Zuschauer: „Die meinen die Zigeuner. Nette Ausländer wie Sie sind immer willkommen.“

Es hat sich herumgesprochen, daß es unter den Fremden solche und solche gibt. Und wenn ein betrunkener Skin nicht gleich erkennt, daß ich zur edelsten Sorte gehöre, kann ich ihm meine Wohltaten auflisten: mein (leider bescheidenes) Gehalt, besteuert vom deutschen Staat, bekomme ich von einem italienischen Verlag.

Zugegeben: neben Diplomaten, Journalisten, Angestellten bei ausländischen Konzernen gibt es die ganz gewöhnlichen „Gast“- Arbeiter, die im Verdacht stehen, Arbeitsplätze zu klauen. Mein Freund Gianni aus Sizilien beteuert: „Wir sind doch keine Schmarotzer, keine Asylanten, wir sind Arbeiter. Was würde aus der deutschen Rentenversicherung ohne unsere Beiträge?“ Klassenbewußtsein: Oben gedeihen die EG-Mitbürger, dazwischen die weniger soliden Nicht-EG-Türken, unten das Asylantenpack. Es wäre ein Fehler, die nationalistische Ideologie als Erklärung des Nationalismus zu sehen. Es geht nicht um „Rassismus“: hier findet ein Krieg zwischen Reichen und Armen statt, egal, woher sie kommen.

Gesamtdeutschland ist zum Bollwerk gegen die Invasion aus den Armenhäusern Ost- und Südosteuropa geworden. Die tapferen Deutschen klatschen das Pack auf, zugunsten des gesamtwesteuropäischen Sozialstaats, Seite an Seite mit den italienischen Carabinieri, die die Südflanke vor den Albanern schützen.

Weil es so ist, werden am 14. November in Bonn nur vereinzelte Ausländer erster Klasse mitmarschieren. Die meisten würden am liebsten, zusammen mit der CSU, Artikel16 abschaffen. Nach bayerischer Art verfährt man übrigens seit langem in ihren Heimatländern. Leider können die Schlägertrupps diese multikulturulle Klassengrenze nicht immer so scharf einschätzen. Um bedauerliche Zwischenfälle zu vermeiden, könnte man den EG-Mitbürgern raten, sich das europäische Zwölfergestirn ans Revers zu nähen. Oder sind wir auch Kanacken?

Guido Ambrosino, Korrespondent von „Il Manifesto“