piwik no script img

Somalische Boat people endlich in Jemen gelandet

■ Staaten Afrikas fordern mehr Hilfe für Kinder

Sanaa/Genf (dpa/epd) – Der Gesundheitszustand der mehr als zweitausend somalischen Flüchtlinge, deren Schiff „MV Somaal“ am Montag endlich den jemenitischen Hafen Al Mukalla erreichte, ist nach Angaben der Vereinten Nationen äußerst dramatisch. Nach fünf Tagen gänzlich ohne Wasser und Nahrungsmittel sei davon auszugehen, daß es unter den Flüchtlingen, darunter angeblich vierhundert Kinder, auch Todesfälle gegeben habe, sagte Taufik Wanas, Vertreter des UNO- Füchtlingskommissariats UNHCR in Jemen, gestern in Sanaa. Viele der Flüchtlinge drohten zu erblinden, meinte Wanas. „Es ist sehr dramatisch“, erklärte er mehrfach. Das französische Kriegsschiff „Commandant Ducina“, das das Flüchtlingsschiff bereits gestern im Golf von Aden mit Wasser und Nahrungsmitteln versorgen wollte, traf ebenfalls in Al Mukalla ein, um dringend benötigte Nahrung und Medikamente für die entkräfteten Flüchtlinge zu bringen.

Nach Jemen haben sich bereits etwa sechzigtausend Somalis aus ihrem von Bürgerkrieg und Hunger gezeichneten Land geflüchtet. Unter der Voraussetzung, daß sich das UNHCR um ihre Versorgung kümmere, haben die jemenitischen Behörden auch den Boat people Asyl gewährt. Zur Rettungsoperation auf See sei es nicht gekommen, da der Kontakt zu dem Flüchtlingsschiff für rund zehn Stunden abgebrochen war. Das Schiff hatte nach UNHCR-Informationen am 9. oder 10. November den somalischen Hafen Makra unweit der somalischen Hauptstadt Mogadischu verlassen.

Nach Angaben der pakistanischen Eigner des Schiffes – es gehört der „Samaa Asia Shipping“ mit Sitz in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten – wurde der Frachter in Makra mit Waffengewalt gekapert.

Die Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) und das UN-Kinderhilfswerk Unicef haben indessen zu mehr Hilfe für die Kinder in ganz Afrika aufgerufen. Der soziale und wirtschaftliche Niedergang Afrikas müsse aufgehalten werden, heißt es in einem in Genf veröffentlichten gemeinsamen Bericht. „Afrikas Kinder werden in eine Krise der menschlichen Entwicklung hineingeboren, die durch den Kampf um den Wirtschaftsaufschwung noch verschärft wird.“ Fast jedes dritte Kind sei unterernährt und leide an Mangelkrankheiten. Etwa die Hälfte der rund sechshundert Millionen Afrikaner ist unter 16 Jahre alt, hundertzehn Millionen sind jünger als fünf Jahre. Seite 10

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen