Olympia-Expreß kommt nicht ins Rollen

■ Finanzierung ungeklärt/ Deutsche Reichsbahn will provisorische Bahnsteige nicht zahlen/ Absage an Potsdam

Berlin. Der Olympia-Expreß, der zu den Olympischen Spielen im Jahr 2000 eine schnelle Ost- West-Verbindung herstellen soll, kommt nicht in Fahrt. Zwischen der Deutschen Reichsbahn und der Olympia GmbH sowie der Verkehrsverwaltung ist die Finanzierung weitgehend ungeklärt. Das ehrgeizige Projekt ist ein wesentlicher Baustein in den Bewerbungsunterlagen des Berliner Senats, die beim „Internationalen Olympischen Komitee“ (IOC) eingereicht wurden. Das IOC will im Herbst 1993 darüber entscheiden, wer den endgültigen Zuschlag für die Ausrichtung der Spiele erhält.

Knackpunkt: die provisorischen Bahnsteige auf mehreren Bahnhöfen, die entlang der Strecke zusätzlich für den Expreß errichtet werden müssen. Dazu gehören die Station Eldenaer Straße, die in der Nähe eines geplanten Medienzentrums aufgebaut wird, und die Station Landsberger Straße unweit der Olympiahalle. Neu einzurichten sind außerdem die Stationen Witzleben- und Jafféstraße, die auf dem südlichen Streckenabschnitt zwischen Jungfernheide und Olympiastadion liegen. Für den Auf- und Rückbau (nach dem Ende der Spiele sollen die speziell für den Olympia-Expreß zugeschnittenen Bahnsteige wieder abgebaut werden) will die DR nicht die Kosten übernehmen. Offen ist auch die Finanzierung einiger Neubauabschnitte ab Jungfernheide in Richtung Ruhleben beziehungsweise Olympiastadion. Hier muß neben den zwei vorhandenen S-Bahn-Trassen eine zusätzliche Gleisstrecke für den Expreß gelegt werden. Wie der Olympia-Beauftragte der Deutschen Reichsbahn (DR), Gerd Jacob (49), gegenüber der taz erklärte, will die Reichsbahn jedoch nur das zahlen, „was von der Eisenbahn auch nachträglich genutzt werden kann“. Dazu gehörten die Bahnsteige und Teile des Streckenneubaus nicht. Für beides müßten daher „andere Finanzierungsmöglichkeiten gefunden werden“. Auch die Kosten der nach jetzigem Stand vorgesehenen sechs Expreß-Züge will die DR nicht alleine tragen. Die mit modernerer Technologie ausgestattete Inneneinrichtung müsse die Olympia GmbH übernehmen, so Jacob.

Nach den derzeitigen Planungen soll der Expreß die olympische Wohnstätte an der Rummelsburger Bucht (Ostkreuz) mit dem olympischen Dorf in Ruhleben verbinden. Außerdem ist vorgesehen, ab Jungfernheide eine südliche Strecke an das Olympiastadion heranzuführen. Der Zug soll unabhängig von den S-Bahn-Strecke auf den Fernbahngleisen fahren und während der vierzehntägigen Spiele ausschließlich Medienvertreter und Olympiaaktive transportieren.

Klarheit scheint lediglich in einem Punkt zu herrschen: Eine Fortführung des Olympia-Expreß nach Potsdam – wie vom Land Brandenburg beantragt – schließt die DR mittlerweile aus. Auf die Fernbahn- und S-Bahn-Trasse könne kein weiteres Gleis für den Olympia-Expreß gelegt werden. DR-Olympiabeauftragter Jacob: „Die Trasse gibt das aus Platzgründen gar nicht mehr her.“ Statt dessen sollte die Regional- sowie S-Bahn genutzt werden. Wie aus der Verkehrsverwaltung zu erfahren war, hat man sich dort inzwischen auch intern gegen die Wünsche von Brandenburg ausgesprochen. Severin Weiland