Mörderische Familie

Neuer Krimi im Theater im Zimmer:  ■ Mörder mit Gefühl

Der wahrhaft Leidende ist Ernest, der Goldfisch. Der Ärmste hat Zahnschmerzen und wird rührend von Misses Goodman, der Dame des Hauses, gepflegt. Ein Klingeln stört die trauliche Szene, ein Mann steht vor der Tür, der sich als der Mörder des Hausherrn vorstellt. In der Kriminalkomödie Mörder mit Gefühl von Gabriel Dagan, die am Donnerstag im Theater im Zimmer Premiere hatte, wundert man sich über solche Überraschungen nicht, nein, im Gegenteil, der fremde Herr wird aufs herzlichste begrüßt. So besorgt die nette Misses Goodman (Sonja Schwarz) um Ernest ist, so freudig sieht sie der Ermordung ihres Mannes Arthur (Wolfgang Rau) entgegen und tut alles, um dem höflichen Killer die Arbeit angenehm zu gestalten.

Der Mörder (Ulrich Engst) ist kein gewöhnlicher Pfuscher: „Eine seriösere Gruppe mit mehr Berufsethos werden Sie kaum finden“. Auch Tochter Lolimair (Marion Elskis) ist von dem Gentleman-Mörder begeistert: „Sie können sagen, Sie sind ein Mörder – und was bin ich?!“ Der Tod des Vaters bedeutet für sie die willkommene Chance, „etwas Kreatives aus der Beerdigung zu machen.“ Während der Friseur den Damen den passenden Haarschnitt verpaßt („zweimal Trauer und einmal Hochzeit“ für das Dienstmädchen), wartet alles auf Arthur, der von seiner Ermordung bereits telefonisch erfuhr. Er begrüßt seinen Vollstrecker noch höflich, bevor er ermordet wird. Zum Familienfoto wird der Tote ins Wohnzimmer gesetzt, aber er kippt um, und die Familie erinnert sich: „Er konnte nie stillsitzen“. Briefträger und Friseur sterben im Duell um das Dienstmädchen. Es zieht den smarten Mörder vor. Das Bühnenbild des gemütlichen, verschnörkelten Wohnzimmers ist die ideale Umgebung für die amüsante, absurde Handlung. Die Schauspieler verkörpern mit Spaß am makaberen Humor die Charaktere und deren gepflegten zwischenmenschlichen Beziehungen. Gerda Gmelin inszenierte die Kriminalgeschichte als überaus unterhaltsame, satirische Komödie. Nina Schöneweiss