Pilottagung Frauenstadt

■ Nie mehr "klein und dunkel": Wie Städte für Frauen sein sollen

Pilottagung Frauenstadt

Nie mehr „klein und dunkel“: Wie Städte für Frauen sein sollen

Fahles Straßenlicht, enge Gäßchen, kleine Gehsteige: Einer Stadt verleihen sie manchmal besondere Reize. Doch des einen Freud ist vieler Frauen Leid. „Klein und dunkel“ ist nicht „ihr“ Typ. Hell und durchschaubar soll er sein, zudem ohne Ecken und Kanten: Der neue Typ heißt „Frauenstadt“. Unter gleichnamigem Titel fand gestern in Osnabrück die im Bundesgebiet erste Tagung zu diesem Thema statt. Die bundesweite Beteiligung war groß, denn, so meint die Osnabrücker Gleichstellungsbeauftragte Bettina Locklair-Lahrmann, Vorbilder für frauengerechte Städteplanung gebe es kaum.

Für Stadtverschönerung wird viel getan. Doch „Unsere Stadt soll schöner werden“ reicht aus Frauensicht nicht mehr aus. Vor allem müßte die Stadt sicherer werden, wurde in der Arbeitsgruppe „Sicherheit im öffentlichen Raum“ deutlich. Die Tatorte sind hinlänglich bekannt. Beispiel Parkhaus: Schummrig beleuchtete Decks, die durch dicke Säulen undurchschaubar sind wie ein Wald. Dazu lange Wege: Jeder fremde Schritt läßt Angstgefühle aufkommen. Sind die Stadtplaner schuld? „Frau und Stadtplanung“ — so lautete denn auch der ursprüngliche Arbeitstitel der Tagung. Doch daraus wurde schließlich „Frau und Stadt — Frauenstadt“, weil es nach Ansicht der Gleichstellungsbeauftragten um viel mehr als nur Stadtplanung geht.

Vor allem der soziale Wohnungsbau sei ein Stiefkind planerischen Denkens und Handelns. Das habe auch damit zu tun, daß viele Architekten Männer seien und Frauenbedürfnisse in der Ausbildung keine Rolle spielten, hieß es. Im Alltag führe das zu leidlichen Erfahrungen: Küche und Kinderzimmer, wo sich Frauen am häufigsten aufhalten, seien ausgerechnet die kleinsten Räume der Wohnung.

Eberhard Bartsch vom Planungsamt der Stadt Osnabrück war einer von drei Männern, die unter 130 Frauen an der Tagung teilnahmen. „Wir haben Männer nicht gezielt eingeladen“, erklärt Frau Locklair-Lahrmann, „um erst einmal selbst über Probleme nachzudenken“. Ausgesperrt worden sei aber niemand. Bartsch besuchte die Tagung, weil er „als Stadtplaner wissen wollte, was Frauen bewegt, über Stadtplanung nachzudenken“. Dennoch vertritt er die Ansicht, als Stadtplaner ohnehin „alle Aspekte der gesamten Bevölkerung im Auge“ haben zu müssen: „Wir planen für alle und nicht nur für ein Geschlecht“, betont er. Neu sei ihm darum gewesen, daß Frauen „so große Defizite anmelden“.

Doch gerade die Osnabrücker Frauen sehen sich in ihrem Stadtplanungsamt gut vertreten. Die stellvertretende Leitung ist einer Frau übertragen. Sie bringe Frauenwünsche „bereits stark in die Planungen ein“, erläutert die Gleichstellungsbeauftragte. Ideal aber wäre es — so der Wunsch von Bettina Locklair-Lahrmann — wenn sich mehr Frauen — wie bei den sogenannten Frauenplattformen in Amsterdam — in die Planungspolitik der Städte „aktiv einmischten und ihre Belange laut äußerten“. Und zwar auch dann, wenn „es nur darum geht, einen Laternenpfahl um 20 Zentimeter zu versetzen, damit eine Frau mit Kinderwagen wieder daran vorbei kommt.“ Daniel Meier/dpa