Nymphen schenkten Weingummi her!

■ Seit gestern offen für kleine Erlebnisse: Der „Show Park Bremen“ im Ex-Zentralbad-Astoria

Fast wär ich an der billigsilbrigen Statue am Eingang vorbeigetappt, da fauchte sie und sprang mich an, und das Herz wollte mir zerspringen. Es war aber nur mein alter Bekannter Spizzi (Name geändert), der sich seit Jahr und Tag mit Ofenrohrsilberbronze anmalt. Früher saß er in Hamburg vorm Alsterhaus und spielte den ruckelnden, zuckelnden Maschinenmenschen; nun ist er also bei Randolf Stegers Show Park untergekommen. Ja und auf der Treppe, ist das nicht schon der Chef selber mit seinem blonden Pferdeschwänzchen, er ist's, heute im roten Pluderanzug, und schüttelt Hände über Hände.

Drinnen tummelten sich schon sog. Massen; Kleinkünstler auf Stelzen stakten hindurch, und fabelhaft gedreßte Eintänzerinnen stampften über die Bühne. Das fängt ja gut an mit dieser neuen erlebnisgastronomischen Großhalle, dacht ich mir, allwo damals das Astoria gescheitert war. Jetzt sieht's aber nicht viel anders aus; es ist nur alles parzelliert worden. In der Mitten ist wieder Disco, da wird von oben Musik für Millionen ab 25 herniedergewummert, daß das Hirn stäubt; auf den Galerien aber ist schon wieder gut plaudern und Cocktailkirschen essen.

Da folgt Bar auf Bar, eine jede sieht wieder ein bißchen anders aus, irgendwie; Kunstledersofas stehn zwischendurch rum, ein Durchlaß im Parterre schleust die Hartgesottenen in den Szene-Point, wo die Hiphopper hoppen und der DJ hinter Drahtgittern sitzt, auf daß man mit Dosen nach ihm werfe. Eine Treppe höher aber ist ein Extrasälchen hinter Glas den unsterblichen Liebhabern von Slowfox und Rumba vorbehalten.

So fand auch am Eröffnungsabend ein jedes bald seinen Hocker; mich zog's sogleich zu dem Tresen, wo man in aufgeschüttetem Meersand wühlen darf. Und was hab ich sonst erlebt? Eine Nymphe schenkte mir Weingummi aus'm Bauchladen, in der Werder-Bremen-Bar kickte ich gegen den Weltmeister im Tischfußball (ich sag nur: zu Null), vor der Torwand versagte ich abermals, weswegen ich sinnend von dannen ziehen mußte, aber ein paar Meter weiter hielt mich schon was an, ein Schild, ein handgemaltes: Schnell Portrait zeichnet Kunstmaler „Michel“.

Also nix wie hin zur „Mucke“, wo's schon „mächtig“ flackerte, und bald schnitten mir diese messerscharfen Laserstrahlen den Nebel in marmorierte Scheiben; sowas macht mich persönlich glücklich. Hinter der Felsenbühne aus Salzteig hüpften unterdessen welche an eine aufblasbare Wand und blieben mittels Klettanzug aufs Malerischste kleben; und überall zappten sich die Leute durchs Geschehen: vom Tanzen zu den netten Akrobaten zum Autorennen auf Großvideo und an die Bar und weiter an die nächste.

Das Bier kostet ehrliche dreifünfzig, Schnäpse und Säfte auch so etwa, der Eintritt ehrliche sieben Mark; lauter preisgünstige Gelegenheiten. Auch das alte, abgestoßene Astronautenrad war eine und das Goldpapier an den Wänden und die paar Sport-und Spielgeräte, die hier zum finalen Abnutzen herumstehen. Aber das nimmt man hin, weil einem von Weingummimädeln und kunstfertigen „Micheln“ lauter kleine Aufmerksamkeiten geschehen; und weil ja nichts hier behauptet, großartig zu sein. Der Show Park hat sich, bis hin zum überaus selbstgebastelten Show Park-Logo, den wunderbaren Charme des ungelackt Abzockerhaften bewahrt. Manfred Dworschak