Teufelstaumel im Ajax-Wirbel

■ Miese UEFA-Cup-Aussichten für den 1.FC Kaiserslautern nach dem 0:2 im Hinspiel bei Ajax Amsterdam

Amsterdam (taz) – Die „Roten Teufel“ schienen bestens gerüstet für den UEFA-Cup-Kick in Amsterdam. Einen Auswärtskantersieg aus Uerdingen im Gepäck, eine gewissenhafte Vorbereitung beim freundlich gesinnten Bundesligarivalen Bayer Leverkusen, das alles sollte Ehrfurcht und Angst vor dem großen Namen Ajax Amsterdam nehmen. Zusätzlich hatte FCK-Coach Rainer Zobel seinen Mannen einen Besuch bei den Eishockeycracks verordnet. Mit wachen Augen sollten die Kicker das Spiel Düsseldorfer EG gegen EC Ratingen verfolgen und Zweikampfverhalten studieren. Doch die Pfälzer haben sich wohl an Ratingen orientiert, die mit vier zu acht Toren den kürzeren gezogen hatten.

So ähnlich wie im Eishockey, wo es ja zuweilen sehr schnell zugeht, kassierte der FCK sein erstes Tor in Amsterdam. Rekordverdächtig früh, nach 35 Sekunden, hatte Edgar Davids das runde Leder über die Lauterer Torlinie bugsiert. Danach geriet Kaiserslautern, im ungewohnten grün-schwarzen Dreß, von einer Verlegenheit in die nächste. Die junge Truppe aus Amsterdam – im krassen Gegensatz zum antiquierten Umfeld des uralten Olympiastadions – sorgte immer wieder für Stimmung unter den 47.000 Zuschauern und für Sorgenfalten auf der Stirn Rainer Zobels. Doch die mangelhafte Chancenverwertung beim amtierenden UEFA-Cup-Sieger verhinderte Schlimmeres für die biederen Gäste. Bis sieben Minuten vor dem Ende, als Wim Jonk mit einem kapitalen 22-Meter-Schuß Michael Serr im Lauterer Tor zum zweiten Mal das Nachsehen gab.

Der Schlußpfiff war für viele FCK-Profis eine Erlösung. Auch für den unglücklichen Thomas Ritter, der gegen Marciano Vink genauso überfordert war wie Martin Wagner, der von Ajax-Wirbelwind Marc Overmars, auch erst 19 Jahre jung, meist nur die Hacken sah.

Rainer Zobel war trotz der Niederlage gefaßt. Vier klare Chancen in der ersten Halbzeit habe er für seine Mannschaft gesehen. Das könne einen doch nicht unzufrieden machen. Ajax-Chef Louis van Gaal war freilich aus verständlichen Gründen noch zufriedener. Er ist vom Weiterkommen seines mit fünf Nationalspielern angetretenen jungen Teams überzeugt. Das Wort Niederlage nämlich können die Ajax-Kicker kaum mehr buchstabieren. Seit einem Jahr sind sie bei Auswärtsspielen unbesiegt.

Keinen Sieger gab es indes auf einem anderen Spiel- bzw. Prügelfeld. Niederländische wie auch deutsche Hooligans ohne Eintrittskarte für das Spiel wurden bereits in der Stadt abgefangen. Drei Busse mit Hooligans als Passagieren wurden zum vereinseigenen Stadion „De Meer“ geleitet. Dort angekommen, wurden sie in der Arena für die Dauer des Spiels eingesperrt. In Kaiserslautern wird so etwas schwierig. Dort gibt es nur ein Stadion, den Betzenberg.

Und daß dort beim Rückspiel am 8.Dezember noch etwas für Amsterdam schiefgeht, scheint zweifelhaft. Die Prämie für ein Weiterkommen in die nächste UEFA-Cup-Runde kann der FCK vermutlich sparen. 25.000 Mark pro Kickernase fließen dann wohl eher in den Ausbau des Fritz-Walter-Stadions. Wenn nicht doch noch Rainer Zobel Recht behält. Ganz nach dem Motto „Lautes Pfeifen im dunklen Wald“ verdanken wir ihm die Erkenntnis, daß ein Europacupspiel 180 (!) Minuten dauert und danach erst abgerechnet wird. Und was ist mit einer möglichen Verlängerung, Herr Zobel? Frank G. Hennings

Ajax Amsterdam: Menzo - Silooy, Blind, Jonk, de Boer - Vink, Creek, Overmars, Alflen (76. Willems) - Bergkamp, Davids (82. Seedorf)

1. FC Kaiserslautern: Serr - Kadlec - Ritter, Dooley - Schäfer (53.Haber), Goldbaek, Hotic (84. Winkler), Zeyer, Wagner - Witeczek, Marin

Zuschauer: 47.000; Tore: 1:0 Davids (1.), 2:0 Jonk (83.)