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Deutsches Plutonium flog schon über Europa

■ Brüter-Brennstäbe in Schottland

Frankfurt am Main (taz) – Plutoniumhaltige Brennelemente, die für den Schnellen Brüter in Kalkar gefertigt worden waren, sind im vergangenen Winter per Flugzeug nach Schottland transportiert worden. Das erklären schottische Umweltschützer in einem taz-Interview. Die Betreiber der schottischen Atomanlage Dounreay hätten zugegeben, daß solche Mox-Brennelemente per Flugzeug nach Schottland gelangt seien, so Chris Bunyan von der Northern European Nuclear Information Group. Auch das Bundesumweltministerium weiß von den Flügen. Ministeriumssprecher Franz-August Emde bestätigte der taz, daß ihm Informationen über solche Flugtransporte „zu Ohren gekommen sind“. Allerdings sei das Bonner Ministerium für diese Transporte nicht zuständig. Die Brennelemente mit dem Bombenmaterial hatten vor dem Flug im belgischen Dessel gelagert.

Für den Schnellen Brüter in Kalkar hatte die deutsche Atomindustrie Anfang der achtziger Jahre einen kompletten Brennstoffkern gefertigt. Die über 200 Brennelemente bestehen zu 60 Prozent aus Uran und zu 40 Prozent aus Plutonium. 123 der Brennelemente lagern in einem Plutoniumbunker in Hanau unter Aufsicht des Bundesumweltministeriums. Sie gehören, genau wie die schon in Schottland angekommenen Brennstäbe, der Schnelle-Brüter-Kernkraftwerksgesellschaft (SBK), einer 67prozentigen Tochter der RWE. Andere Anteile halten belgische Stromversorger, weshalb ein Teil der Brennelemente auch im belgischen Dessel gelagert war. Vor eineinhalb Wochen hatte das Bundesumweltministerium angekündigt, nun auch die Plutoniumstäbe aus Hanau nach Schottland fliegen lassen zu wollen. Die Flüge soll die britische Luftwaffe übernehmen. Seite 7

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