TU: Mauer gegen Oststudenten

■ Studienplätze für Ostler, wenn alle Westler versorgt sind

Charlottenburg. Apart geht die Technische Universität mit Studenten um, die während ihres Studiums von einer Uni in der Ex- DDR an die TU wechseln wollen. Zwei Jahre nach der Wiedervereinigung behandelt sie diese Bewerber, als ob sie aus dem Ausland kämen. Sie werden nämlich in der Bewerberschlange ganz hinten plaziert. Erst wenn alle westdeutschen Bewerber einen Platz bekommen haben, werden auch die Ostdeutschen zugelassen.

Dazu gehören übrigens auch diejenigen Weststudenten, die sich an einer Ost-Universität eingeschrieben haben und von dort aus zur TU wechseln wollen. Studienberater an der Uni Potsdam mußten bereits feststellen, daß die Sonderbehandlung an der TU abschreckend auf Studienbewerber aus dem Westen wirkt.

Anders als die TU hat die Freie Universität für Hochschulwechsler aus Ost-Universitäten keine Mauer errichtet. „Wenn Studenten an die FU wechseln wollen, macht es bei uns keinen Unterschied, ob sie aus Leipzig oder München kommen“, so Wolfgang Krieger, zuständig für Immatrikulationen in der FU-Verwaltung. Die TU-Praktiken seien eindeutig rechtswidrig, so Krieger.

Die TU verteidigt ihre Zulassungspraxis mit dem Hinweis auf unterschiedliche Prüfungsordnungen. Immer dann, wenn an den Ost-Universitäten die Prüfungsordnungen noch nicht an den Weststandard angeglichen seien, würde zwischen Ost- und West- Bewerbern unterschieden, so Wolfgang Meyer, in der TU-Verwaltung zuständig für Immatrikulationen. Erst wenn auch die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) ihre Zulassungsverfahren vereinheitlicht, will auch die TU von ihrer bisherigen Regelung ablassen. In der Praxis versucht die TU laut Meyer allerdings, das Verfahren möglichst selten anzuwenden. Winfried Sträter