Synagoge abgerissen

■ Zentralrat der Juden protestiert

Berlin (taz) – Mit Empörung hat der Zentralrat der Juden auf den Abriß einer ehemaligen Synagoge in Malchow (Mecklenburg-Vorpommern) reagiert. Der Zentralrat hatte bereits im letzten Jahr einen Antrag auf Rückübertragung gestellt. Dieser wurde später zwar zurückgenommen, aber nur, weil ehemaliges jüdisches Vermögen in die Zuständigkeit der Claims-Konferenz fällt. Dem Antrag des jetztigen Eigentümers, das Gebäude einzuebnen, wurde vom zuständigen Kreisamt in Waren dennoch stattgegeben. Angeblich wußte dort keiner der Beamten, daß es sich um eine ehemalige Synagoge handelte, berichtete gestern der Neubrandenburger Nordkurier. „Erst wenn die Claims-Konferenz keine vermögensrechtlichen Ansprüche geltend macht, können wir definitiv über die Eigentumsrechte befinden“, zitiert das Blatt die stellvertretende Leiterin des Amtes für offene Vermögensfragen, Jutta Frick. Spätestens seit September habe auch der jetzige Eigentümer von den ungeklärten Eigentumsverhältnissen gewußt, so Frick. Das Gebäude war unter ungeklärten Umständen im Jahre 1936 von der Jüdischen Gemeinde verkauft worden. Vor rund drei Wochen fiel es, wie erst jetzt bekannt wurde, dem Bagger zum Opfer.

Der heutige Eigentümer hatte im Juni diesen Jahres einen Antrag auf Abriß gestellt. Das zuständige Bauamt in Waren teilte darauf lediglich mit, daß Abrisse mit einem Gebäudevolumen von unter 300 Kubikmeter nicht genehmigungspflichtig sind. Ein Gutachten, nachdem die Synagoge „der unteren Stufe denkmalgeschützter Häuser zuzuordnen“ ist, übersah die Behörde geflissentlich. Daß das Haus ganz offensichtlich mehr als 300 Kubikmeter Volumen besitzt, fiel niemandem auf. Schließlich, so Bauamtsleiter Wendt zum Nordkurier, „wußte niemand, daß es sich um eine ehemalige Synagoge handelt“. Der über den Abriß entrüstete Malchower Bürgermeister Stein hält das für eine Schutzbehauptung. klh