Daimler mit SchülerInnen-Augen

■ Bildungsbehörde behindert Sponsorensuche: Fotoprojekt gefährdet

Daimler mit SchülerInnen-Augen

Bildungsbehörde behindert Sponsorensuche: Fotoprojekt gefährdet

hierhin die Auto-

Montage-Halle

Derzeit ist im Rathaus der Bremer Schwesterstadt Rostock anzugucken, was eine 10. Hauptschul- Klasse 1991 engangiert und außerhalb des Unterrichts mit ihrem Lehrer Jürgen Berger zustande gebracht hat: eine Foto-Reportage zu einer Betriebsbesichtigung bei Daimler-Benz, Bremen.

Berger drückte seinen SchülerInnen hochwertige automatische Kameras in die Hand und brachte sie dazu, Produktionsabläufe und Arbeitsbedingungen zu erfassen: Ein Radfahrer in einer riesigen

Produktionshalle, Hydraulikschläuche, die einen Arbeiter fast verdecken, automatisierte Anlagetechnik ohne eine Menschenseele, gesetzlich geregelte Kaffeepause am Arbeitsplatz. Lehrer Berger, in der Not äußerst findig geworden im schwierigen Sponsoring-Geschäft und erfolgreich im Auftreiben von Sach- und Geldmitteln vor allem von Fotofirmen, will mit dieser „aktiven Medienarbeit der Null-Bock-Mentalität“ fächerübergreifend entgegenwirken. Und das gerade in den Hauptschulklassen, wo der Zugang über Bildmedien einfacher ist als über Lehrervorträge oder Papiere.

Fächerübergreifender Unterricht mit neuen Zugängen wird zwar auch in Papieren der Bildungsbehörde immer sehr gelobt, ist aber schwierig zu organisieren. Jürger Berger hatte beim letzten Mal die Sommerferien für die Entwicklung der Filme und die Abzüge geopfert; Stundenbefreiung, so hat die Bildungsbehörde ihm jetzt mitgeteilt, sei jedenfalls nicht drin, Material sowieso nicht. Also wollte Berger zur PhotokinaMesse fahren und nach bewährtem Muster bei den großen Firmen um Sponsoring (Kameras und Filmmaterial) werben. Fahrt und Unterkunft wollte er selbst bezahlen. Aber an dem einzigen Tag, den die Behörde ihn freistellen wollte, damit er das Geld besorgt, das Bremen nicht hat, sei Kontaktaufnahme und Akquisition nicht zu machen. Von seinem Ansatz bleibt wenig übrig.

Im Moment sind 8 AusländerInnen und 3 Deutsche in Bergers 10. Hauptschulklasse. Mit dem bißchen Film-Material, das noch vorhanden war, ging die Klasse zu Klöckner in die Produktionshallen; „ein wunderbares Mittel zur Integration und ein aktuelles Thema dazu“, sagt Berger. Daß die Ausländer bei Klöckner die schlechtere, die Deutschen die bessere Arbeit machen, das hatten die SchülerInnen auf einen Blick gesehen. Was außer Unterrichtsgesprächen übrig bleiben kann von dem Projekt, ist offen. Berger: „So mache ich nicht weiter.“ S.P.