„3.600 Zanhrädchen, alle gut geschmiert“

■ Dredner Stasi-Mitarbeiter enttarnt

Dresden (taz) – Ein Buch mit 3.600 Namen von hauptamtlichen MitarbeiterInnen der Dresdner Stasi-Bezirksverwaltung hat das „Bürgerkomitee Bautzner Straße“ herausgegeben. Auf 100 Seiten werden vom Leiter der Bezirksverwaltung, Generalmajor Horst Böhm, bis zu Köchinnen und Raumpflegerinnen die Hauptamtlichen mit Name, Geburtsdatum, Stasi-Dienstzeit, Dienstgrad, Abteilung, Jahresgehalt und genauer Bezeichnung der Tätigkeit aufgelistet. Dazu wird die Struktur der Bezirksverwaltung erläutert. Aufgeführt sind auch die Namen von 17 „Unbekannten Mitarbeitern“ (UMA), 124 „Hauptamtlichen Inoffiziellen Mitarbeitern“ (HIM) und 16 „Offizieren im besonderen Einsatz“ (OibE). Herausgekommen sei ein Verzeichnis von „3.600 Zahnrädchen, alle gut geschmiert“. Nur wer im Herbst 1989 noch bei „der Firma“ war, gelangte ins Buch. „Wie haben niemanden um Erlaubnis gefragt“, erklärte Thomas Rudolph, Mitglied des Bürgerkomitees und Mitarbeiter der Fraktion Bündnis 90/Grüne im sächsischen Landtag. Jeder Hauptamtliche dürfe laut Gesetz öffentlich genannt werden, dennoch rechnen die Herausgeber mit Protesten. Es gehe nicht um Diffamierung. Gerade durch die genaue Bezeichnung der Tätigkeit würde deutlich, daß nicht jeder Stasi-Mitarbeiter „für alle Unseligkeiten des Systems der Unterdrückung und Bespitzelung“ verantwortlich gemacht werden könne. Rudolph schließt Irrtümer in der Veröffentlichung aus. Nur wer in mindestens drei der fünf miteinander verglichenen Karteien auftauchte, wurde genannt. Unter den Enttarnten sollen sich „mindestens 150 Leute“ befinden, die jetzt beim BGS oder bei der Polizei angestellt sind. Das Bürgerkomitee, benannt nach dem einstigen Dresdner Stasi-Sitz, hoffe, daß die in 10.000 Exemplaren gedruckte Broschüre „Konsequenzen“ hat. dek