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■ Mit Geldspeichern auf du und duAm Ende des Booms

Frankfurt/Main/Berlin (taz/ dpa/AP) – Der Deutschen Bank geht's wie dem ganzen Land. Vergleichsweise trübe Wachstumsaussichten hat der größte Geldkonzern der Republik gestern bei der Vorstellung seiner Herbstbilanz gemeldet. Doch so, wie auch die BundesbürgerInnen angesichts eines prognostizierten Null-Wachstums nicht über Nacht verarmen werden, beträgt bei der Deutschen Bank ein schlechtes Betriebsergebnis immmerhin noch 4,94 Milliarden Mark. Unter Betriebsergebnis verstehen Banker den Gewinn aus laufenden Geschäften und Erträge aus dem Wertpapiereigenhandel.

Das Schlechte an dieser Riesensumme ist vor allem die Tatsache, daß sie um 0,8 Prozent niedriger liegt als der entsprechende Ertrag des Vorjahres. Um die 4,94 Milliarden einzusacken, bewegten die Herren über den größten deutschen Geldspeicher seit Jahresanfang 496,7 Milliarden DM.

Dieses Betriebsergebnis gilt in der Branche außerdem deshalb als schlecht, weil die Mitbewerber ihre Erträge locker um zweistellige Prozentzahlen steigerten. Die Dresdner Bank, Nr. zwei auf dem heimischen Geldmarkt, meldete eine Zunahme ihres Betriebsergebnisses um 16,6 Prozent auf knapp 2,4 Milliarden Mark — wozu sie 326 Milliarden Mark (plus 9,2 Prozent) bewegte. Vorstandssprecher Wolfgang Röller sagte am Montag auf der Dresdner-Bank- Herbstpressekonferenz, angesichts der schlechten Konjunktur sei auch seine Bank „gut beraten, verstärkten Wert auf die Risikovorsorge zu legen“.

Eine Ertragssteigerung um mehrere hundert Prozent erzielte der Konzern nach den Worten Röllers im Devisenhandel. Die schweren Turbulenzen an den internationalen Geldmärkten, die in Italien, Großbritannien und Schweden zeitweilig die Regierungen hinwegzufegen drohten, entluden sich als warmer Geldregen auf die Konten mit dem grünen Band.

Die Bayerische Vereinsbank (BV) hat unterdessen die Commerzbank, die mit 230 Milliarden Mark jonglierte, konzernbilanzsummenmäßig mit 244,9 Milliarden DM (plus 8,1 Prozent) überholt. BV-Vorstand Albrecht Schmidt nannte beim Teilbetriebsergebnis ein Wachstum von 17,8 Prozent auf 1,17 Milliarden DM. Das mit den Ertragssummen der Deutschen und der Dresdner Bank vergleichbare Betriebsergebnis verschwieg er aus Rücksicht auf die Nerven der Deutschbankiers lieber: Es sei „noch deutlich stärker“ gestiegen.

Die AktionärInnen allerdings werden daran nicht entsprechend beteiligt. Ihre Dividende bleibt bei 13 DM je 50-Mark-Aktie. Schmidt sprach von zahlreichen Maßnahmen, mit denen sich die BV auf die „Phase der Rezession“ in der Wirtschaft einstelle, sprich: Geld in die Rücklagen schaufeln wird. So gepolstert will Schmidt mit geringerem Expansionstempo als bisher die erwarteten „Schlaglöcher ohne größere Schäden durchfahren“. Donata Riedel

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