Gutachter: "Pathologie insgesamt positiv"

■ Pathologe aus den Niederlanden will Mißstände in Bremer Institut nicht bestätigen

Gutachter: „Pathologie insgesamt positiv“

Pathologe aus den Niederlanden will Mißstände in Bremer Institut nicht bestätigen

„Pathologie“ ist in den vergangenen Monaten in Bremen zu einem Reizwort geworden. Angebliche Mißstände in den beiden Pathologischen Instituten der Krankenhäuser St. Jürgenstraße und Links der Weser sind die Ursache, eng mit dem Problem verknüpft die Namen der beiden Pathologen Friedrich Karl Kößling und Josef Kemnitz. Kößling leitet seit zwei Jahrzehnten die Pathologie mit rund einem Dutzend MitarbeiterInnen in der St. Jürgenstraße, Kemnitz sollte das (mit nur einer MTA, einer Präparatorin und einer halben Schreibkraft ausgestattete) Pathologische Institut Links der Weser übernehmen.

Per Kooperationsvertrag sollten beide Institute und folglich auch deren Direktoren eng zusammenarbeiten, dadurch eine fachliche Spezialisierung bzw. Erweiterung des Arbeitsspektrums erreicht werden. Zwei Kapazitäten hätten sich sinnvoll ergänzen sollen: Kößling, Vorsitzender im Bundesverband der Pathologen, und Kemnitz, auf Transplantationspathologie und Knochenmarkabstriche spezialisiert und international anerkannt.

Doch das gesundheitspolitisch ehrenwerte Projekt kann derzeit als gescheitert gelten: Kemnitz hat nach knapp acht Monaten den Dienst quittiert, die Gesundheitsbehörde für 20.000 Mark einen Pathologen aus den Niederlanden beauftragt, die beiden Institute „fachlich und organisatorisch“ zu bewerten.

Der Experte aus den Niederlanden ist mittlerweile zu einem ersten Ergebnis gekommen: „Insgesamt positiv“ habe er das Institut für Pathologie dargestellt, zitiert ihn die Gesundheitsbehörde. Damit konnte der Senat auch auf eine Anfrage der CDU in der Bürgerschaft reagieren, die sich nach den vermeintlich chaotischen Zuständen erkundigt hatte.

„Zeitweilige Verzögerungen“ habe es bei der Untersuchung von Gewebeproben und den schriftlichen Befunden schon gegeben, bestätigt der Bürgermeister, was Professor Kemnitz öffentlich erklärt hatte. Doch die „Rückstände“ seien inzwischen „abgearbeitet.“ Sie hatte Professor Kemnitz wenige Wochen nach seinem Amtsantritt allein für das Krankenhaus LDW mit 131 nicht geschriebenen Befunden und 247 nicht befundeten Fällen angegeben.

Daß es in der Folgezeit auch im pathologischen Institut St. Jürgenstraße zu „Engpässen“ kam, führt der Senat auf „Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit der beiden Pathologen“ zurück. Die Patientenversorgung sei aber zu keiner Zeit beeinträchtigt worden, beteuern die Direktoren der betroffenen Krankenhäuser.

Doch genau dies hatte Josef Kemnitz behauptet: Gynäkologische Untersuchungen hätten wochenlang gedauert, Gewebeproben seien teilweise ganz verschwunden, einige sogar vertauscht worden. All dies hatte der Experte aus den Niederlanden überprüfen sollen, nicht zuletzt, weil sich in der Bundesrepublik wohl kaum ein Pathologe gefunden hätte, um gegen die Autorität des Vorsitzenden des Berufsverbandes vorzugehen.

Doch inwiefern der ausländische Kollege in den Archiven der Pathologie fündig wurde, in der die Gewebeproben der Patienten aufgehoben werden müssen, hat die Gesundheitsbehörde noch nicht berichtet. sie erklärte lediglich, daß das Gutachten den Direktionen zugeleitet werde, um mit ihnen eventuelle „Veränderungen“ abzustimmen. Die Gesundheitsdeputation wartet auf einen ausführlichen Bericht.

Kemnitz hat unterdessen seine Niederlassung vorangetrieben. Ob seine Stelle im Krankenhaus Links der Weser wieder besetzt werden wird, ist allerdings noch offen. Claus A. Thielbar Verwaltungschef der Klinik, schließt nicht aus, histologische Untersuchungen künftig per Fremdauftrag an anderen Krankenhäusern oder in Privatpraxen durchführen zu lassen: „Dies ist letztlich eine Frage der Wirtschaftlichkeit.“ ra