„Das war ein Mordversuch“

■ Türkischer Schauspieler überfallen/ Neonazis als Täter?

Kreuzberg. „Das war ein Mordversuch“, sind sich der türkische Schauspieler Mehmet E. und seine deutsche Verlobte sicher. Der Türke war vorgestern kurz vor Mitternacht von zwei Unbekannten im türkisch-deutschen Projekt „Diyalog e.V.“ in der Kreuzberger Oranienstraße überfallen worden. Während Mehmet E. auf rechtsextreme Täter tippt, die ihn als einen aus Theater und TV bekannten Schauspieler auf dem Kieker hatten, hält es seine Freundin auch für möglich, daß es „bezahlte Killer“ waren.

Ihre Darstellung des Tathergangs: Um sich ein Kostüm zu holen, betrat Mehmet E. für gerade mal fünf Minuten die Räume von „Diyalog e.V.“. Plötzlich drangen zwei Männer ein. Während der eine während der ganzen Zeit den Aufpasser spielte, trat der andere dem Türken mit den Worten entgegen: „Du bist Mehmet E.“ Er boxte ihn in den Bauch, bedrohte ihn mit einem Messer und wollte ihn dazu zwingen, „Heil Hitler“ zu sagen. „Scheiß Hitler“, antwortete Mehmet E., flüchtete in einen anliegenden Büroraum und verbarrikadierte die Tür. Mit dem telefonischen Hilfeschrei „die bringen mich hier um“ alarmierte er die Besucher des nahegelegenen „Café Alibi“. Derweil schlug einer der beiden Männer die Scheibe des Büros ein und versuchte, einen Brandsatz zu werfen. Ein Aschenbecher aus Glas, der hinterherflog, traf den Türken so heftig, daß er in Ohnmacht fiel. Als die Leute aus dem „Café Alibi“ anrückten, flüchteten die Täter.

„Mehmet hat unglaublich viel Glück gehabt“, kommentierte seine Verlobte den Überfall, den sie als „durchorganisierte Aktion“ wertete. Das rechtsradikale Gehabe der Täter und ihr „sehr krakeliges“ Hakenkreuz auf einem Plakat des von Mehmet E. gegründeten „Theater Anatolien“ seien vielleicht echt, vielleicht aber auch ein Vertuschungsmanöver von anderer unbekannter Seite gewesen. Denn seltsam sei, „daß sie es gezielt auf ihn abgesehen haben“. usche