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: Der Mann, der die Post zerschlug

Bonn (dpa/AFP) – Keiner seiner elf Vorgänger verteidigte seinen Kabinettssessel so hartnäckig wie Christian Schwarz-Schilling. Nach zehn Jahren warf der CDU-Politiker nun spektakulär das Handtuch.

Noch in der vergangenen Woche strahlte der dienstälteste Postminister, dessen Ressort viele in Bonn inzwischen für reichlich überflüssig halten, noch ungebrochenen Tatendrang aus. In kämpferischer Manier drohte er den Sozialdemokraten und der Postgewerkschaft mit Alleingängen, falls sie nicht bis spätestens im Januar endlich seinem Lieblingsprojekt, der zweiten Postreform, zustimmten.

Richtig populär war Schwarz-Schilling nie. In der Öffentlichkeit wurde er, wie viele seiner Vorgänger, für Portoerhöhungen, das „Schneckentempo“ bei der Post und andere Pannen haftbar gemacht. Die Opposition schoß sich jahrelang auf den Ressortchef ein, der äußerlich ein dickes Fell an den Tag legte, aber als persönlich verwundbar galt. Nach dem Motto „Viel Feind, viel Ehr“ ließ sich Schwarz-Schilling jedoch nicht beirren. Das Talent, persönliche Attacken abzuwehren, entwickelte er zur Meisterschaft.

1930 in Innsbruck als Sohn eines Musikerehepaares geboren, studierte er ostasiatische Kultur und Sprache, bevor er 1957 nach dem Tode seines Schwiegervaters die Akkumulatorenfabrik Sonnenschein übernahm, die später wegen giftiger Abfälle ins Gerede kam. Drei Jahre später trat er der CDU bei und engagierte sich im hessischen Landesverband seiner Partei. 1976 wurde er in den Bundestag gewählt und übernahm bald darauf den stellvertretenden Vorsitz in der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung.

Schon unmittelbar nach seiner Berufung ins erste Kabinett Kohl im Oktober 1982 sah er sich der Anschuldigung ausgesetzt, private Interessen und politisches Amt zu vermischen. Grund für den Vorwurf, der ihn in den nächsten zehn Jahren begleiten sollte, war seine – bei der Beförderung zum Minister aufgegebene – Geschäftsführung in der Sonnenschein-Firma sowie seine Beteiligung an der Projektgesellschaft für Kabelkommunikation.

Umstritten war auch sein Entschluß zur Einführung der Verkabelung. Kritik mußte Schwarz-Schilling vor allem deshalb einstecken, weil weit weniger Haushalte den Anschluß erhielten, als er erwartet hatte und als für die Wirtschaftlichkeit des Projektes notwendig gewesen wären.

Als Chef von über 500.000 Postbediensteten leitete der Minister Ende der achtziger Jahre eine grundlegende Reform der Behörde ein. Die Post wurde aufgeteilt in die Unternehmen Postdienst („gelbe Post“), Postbank und Telekom, die nach den Plänen Schwarz-Schillings privatisiert und damit konkurrenzfähiger gemacht werden sollen.