Mein Herz ist immer noch unterwegs

■ Ali Zahedi, Oldenburg, macht Videofilme und Ausstellungen über Flüchtlingsschicksale - notfalls heimlich / Ab heute zu sehen

Ali ZahediFoto: privat

„Ich will nicht, daß man sagt, ich sei ein anerkannter Flüchtling. Das klingt nach einer diskriminierenden Unterscheidung für alle Menschen, die nicht anerkannt sind. Ich bin ein Iraner, der in Deutschland lebt.“ Und der nicht vergessen hat, was es bedeutet, ein Flüchtling zu sein.

Ali Zahedi (32), ehemaliger Tageszeitungsjournalist, ist vor sieben Jahren vor dem Chomeini- Regime geflohen, lebt jetzt seit vier Jahren in Oldenburg und hat zwei Videofilme gedreht, die sich mit dem Schicksal von Flüchtlingen beschäftigen: „Mein Herz ist immer noch unterwegs“(1991) zeigt die Fluchtgründe von Iranern und ihren gefährlichen und teuren Fluchtweg über die Türkei nach Deutschland; „Fata Morgana“(1992) ist heimlich im Flüchtlingslager Blankenburg gedreht und begleitet Flüchtlinge durch ihren oft unerträglich langweiligen Lageralltag.

„Natürlich handeln die beiden Filme auch von meinem eigenen Schicksal, aber deshalb, weil mein Schicksal das von so vielen anderen Flüchtlingen ist“, sagt Ali Zahedi. „Mich hat es einfach nicht losgelassen, daß so viele Menschen in Deutschland glauben, Flüchtlinge kämen aus Luxusbedürfnis hierher.“

In „Mein Herz ist immer noch unterwegs“ wollte Ali Zahedi das Gegenteil beweisen. Nachdem sein eigener Asylantrag in Deutschland durchgekommen war, lieh er sich Geld von Freunden und schmuggelte eine Videokamera über die Grenze in die Türkei. Dort aktivierte er Kontakte, die er noch von seiner eigenen Flucht aus dem Iran her hatte, suchte Flüchtlinge in ihren Kellerverstecken auf und folgte ihnen auf dem militärisch kontrollierten Weg über das Gebirge.

„Ich habe mit diesem Film an meine hingerichteten Freunde im Iran gedacht und an meine Freundin, die 1883 mit neunzehn Jahren für nichts vehaftet und ermordet wurde. Ich weise darauf hin, daß kurdische Iraner auch im Ausland von politischen Killerkomandos verfolgt werden.“

Sein zweiter Film „Fata Morgana“ über das Leben von Flüchtlingen in der Blankenburg mußte heimlich gedreht werden, weil Ali Zahedi nach einer Ausstellung von der Heimleitung Hausverbot erhalten hatte.

Neben über hundert gemalten Bildern der Kinder aus Blankenburg, die bei allen Betrachtern großen Eindruck machten, zeigte Zahedi Fotos aus dem tristen Lager und versah sie mit Zitaten von Flüchtlingen, mit denen er gesprochen hatte. Obwohl diese kaum mehr als nachdenkliche und traurige Reflexionen über ihr Flüchtlingsdasein enthalten, war die Lagerleitung über die „Einseitigkeit“ der Fotoausstellung empört gewesen.

„Egal wo ich hinkomme“, sagt Zahedi, „ich habe politische Schwierigkeiten“. Für ein Jahr ist er beim „Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen e.V.“ beschäftigt. Dieser verleiht sowohl die Fotoausstellung („Nirgend-Land“), als auch die Kinderbilder („Das fremde Paradies“.)

Zahedis Filme sind derzeit zu sehen: „Fata Morgana“ heute um 20.00 Uhr mit anschließender Diskussion mit dem Filmemacher im Kulturladen Gröpelingen, Halmerweg 43; „Mein Herz ist immer noch unterwegs“ am Donnerstag um 20.00 Uhr in Norden, Gemeindehaus Norddeicher Strasse 159. Cornelia Kurth