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"Neue Politik zeigen"

■ Lichterkette gegen Fremdenhaß: Manche Medien noch unentschlossen / Künstler rufen zu Aktion am 30. Januar auf

Berlin. Wenn verschiedene Medien eine gemeinsame Aktion initiieren wollen, kommt es zu kuriosen Szenen: Die Journalisten interviewen sich gegenseitig. So auch gestern und vorgestern, als die Idee zu einer Berliner Lichterkette gegen Fremdenhaß aufkam. Sie soll am ersten Weihnachtstag um 18 Uhr auf der alten Ost-West- Achse entzündet werden. Während eine Reihe von Medien in der politischen Bandbreite vom Neuen Deutschland bis zu Bild sofort ihre Unterstützung signalisierten, wollten andere sich noch intern abstimmen. Der SFB, dessen Fernsehdirektor Horst Schättle die Weihnachtsaktion vorbehaltlos unterstützt, entscheidet erst morgen auf einer Sitzung der Chefredakteure. Die Berliner Zeitung und die Morgenpost richteten gestern ein Lesertelefon ein, um Volkes Stimme zu erkunden. Während die Berliner Zeitung nur Stimmen zur vorgeschlagenen Aktion am 25. Dezember sammelte und diese auch unterstützen will, ließ die Morgenpost überraschenderweise zwischen den Aktionsformen „Lichterkette auf der Straße“ und „Kerzen ins Fenster“ abstimmen, letzteres in Anknüpfung an Traditionen der 50er und 60er Jahre. Da aber auch die BZ das Weihnachtsleuchten promoten und jeden Tag darüber berichten will, ist nicht anzunehmen, daß man sich im Hause Springer auseinanderdividiert. Der Tagesspiegel indes ruft heute nur dazu auf, Kerzen in die Fenster zu stellen, während der Fernsehsender RS 2 und die Wochenpost die Lichterkette unterstützen. „Kerzen können keine Probleme lösen“, so Wochenpost-Chefredakteur Mathias Greffrath, „aber aufzeigen, daß wir eine andere Politik brauchen.“ Der Berliner Kurier, ebenfalls eindeutig für das Weihnachtsleuchten, wird Buttons mit der Aufschrift „Stoppt den Haß“ herstellen lassen.

Für Verwirrung sorgten indes zwei weitere Initiativen. Friedhelm Lennartz von der früheren Mauermahnwache Brandenburger Tor wollte die Aktion Lichterkette schon am Vierten Advent starten. Gestern zog er seinen Aufruf jedoch zurück, weil „die Unterstützung der Medien fehlt“. Außerdem riefen der Kabarettist Martin Buchholz, der Schriftsteller Volker Braun und weitere Künstler zu einer Aktion zum 60. Jahrestag der Machtübernahme durch die Nazis auf. Zuerst wollten die Initiatoren mit einer „Lichterspur“ zwischen Ernst-Reuter-Platz und Alex daran erinnern, daß die Nazis damals mit einem Fackelzug durch das Brandenburger Tor zogen, nun aber überlegen sie sich eine abgeänderte Demonstration. Grund sind auch mittlwerweile aufgekommene Zweifel, ob dieser Versuch der verfremdeten Aneignung eines von den Nationalsozialisten kompromittierten Rituals richtig ist. Die Aktionen an Weihnachten und im Januar seien aber auf keinen Fall alternativ zu sehen, so Buchholz.

Auch in den Kirchengemeinden stößt die Aktion Weihnachtsleuchten auf positive Resonanz bis „Begeisterung“. Peter Kranz, Pfarrer in Spandau, gewann bereits diverse Gemeinden für eine Verlängerung der bisher auf der Achse zwischen Lustgarten und Heerstraße geplanten Lichterkette. Sie wollen dafür sorgen, daß auch die Strecke Pichelsdorfer Straße – Altstädter Ring – Falkenseer Platz – Schönwalder Straße bis zum Johannesstift erleuchtet wird. usche/aku

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