Terror im Regenwald

■ Kinoepos mit Botschaft: Ein Pfeil in den Himmel von Hector Babenco mit Tom Waits und Tom Berenger ab heute im Kino

von Hector Babenco mit Tom Waits und Tom Berenger ab heute im Kino

Statistiken über die Vernichtung von Völkern versuchen Brutalität in Zahlen zu fassen. Doch die verwischen Unmenschlichkeit eher ins Unvorstellbare, als daß sie Menschen in der satten Welt Anstoß geben, darüber nachzudenken, wer für ihren Reichtum in anderen Teilen der Erde hungert, blutet oder stirbt. Erst Einzelschicksale kreisen nicht nur im Kino die Ausbeutung und Vernichtung ganzer Völker auf eine vorstellbare Größe ein.

Solches unternahm der amerikanische Autor und Anthropologe Peter Matthiessen mit seinem bereits 1965 erschienen Roman Ein Pfeil in den Himmel. Weiße bigotte Missionare streiten sich darin um die Herrschaft über indianische Seelen unter dem Vorwand, „helfen“ zu wollen. Da das Dorf des fiktiven Volkes Niaruna auf einem an Bodenschätzen reichen Gebiet liegt, sind die Indianer auch von profaner Geldgier weißer Geschäftemacher bedroht. Der brasilianische Regisseur Hector Babenco, der mit dem Kuß der Spinnenfrau großes Echo fand, setzte den Stoff mit internationalen Stars zu einem gewaltigen Leinwandepos um.

Irgendwo in Amazonien landen zwei nordamerikanische Abenteurer, Lewis Moon (Tom Berenger) und Wolf (Tom Waits), mit ihrem kleinen Flugzeug in einem gottverlassenen Dschungelkaff mit dem frömmelnden Namen Madre de Deus, Mutter Gottes. Ihr Sprit ist alle, und das macht sie für den örtlichen Polizeikommandanten Guzman (Jose Dumont) gefügig, der von ihnen verlangt, daß sie das Dorf der Niaruna bombardieren. Sie nehmen den Auftrag an. Doch Moon, Nordamerikaner mit indianischen Wurzeln, schreckt im letzten Moment zurück, als ein Junge aus dem Indianerdorf einen Pfeil auf die Maschine abgibt. Moon springt später über dem Dorf ab, lebt mit den Indianern, will ihnen gegen Missionare und andere Ausbeuter helfen und wird doch selbst zur todbringenden Gefahr für sie.

Babenco folgt in seinem Film, der mit imposanten Landschaftsaufnahmen die Magie des Dschungels einzufangen sucht, den Erzählsträngen der Romanvorlage: Den Missionaren samt ihrer Ehekrisen, dem Leben im „weißen Vorposten“ im Dschungel, den Wandlungen der beiden Abenteurer und der Misere der bedrohten Indianer. Ein Film, der Streit verdient hat.

jk

(Broadway, Savoy)