High-noon und Steak

■ Die deutsche Luftwaffe fliegt schon längst in Somalia

Mombasa (wps) – Es ist High- noon im kenianischen Mombasa, und durch die heiße Luft weht ein unwiderstehlicher Geruch von Steak auf Holzkohle. Nahrungsmittelhilfe für Somalia? Nein. Die deutsche Luftwaffe kocht sich ein Mittagessen.

„Immer, wenn wir ins Ausland gehen, essen wir Steak“, sagt Leutnant Andreas Block und schmatzt. „Und wir machen – wie sagt man? Surf And Turf.“

Der junge deutsche Blonde und seine 45 Kameraden aus dem Luftwaffenstützpunkt Hohn sind für ihre Hungerhilfsoperationen in Somalia bestens gerüstet. Sie haben Porzellangeschirr, Kühlbehälter aus rostfreiem Stahl für ihren Fruchtsaft und viel Bier. Die deutschen Kolonisatoren, die vor 75 Jahren das südlicher gelegene Tansania verlassen mußten, würden sich die Hände reiben.

Obwohl winzig, ist der deutsche Beitrag zur internationalen Hungerhilfe in Somalia seit August von entscheidender Wichtigkeit. Die deutschen Transporter haben Hilfsgüter in Gebiete geflogen, wo die großen US-Herkulesmaschinen nie hinkommen: Sie können im Tiefflug auf sieben Meter hinunter, während die USA auf 200 Meter bleiben. Sie haben auf Abruf und ohne Waffen Hilfsarbeiter aus Kampfgebieten evakuiert. Letzten Freitag, auf dem Rückweg vom südsomalischen Bardera, nahmen sie vier verlassene Hilfsarbeiter von einer fernen Piste in Gialalassi auf. Zuvor hatten sie 13 Hilfsarbeiter aus Kismaju evakuiert, als dort Plünderungen tobten.

Die Soldaten sind davon überzeugt, daß deutsche Truppen in Zukunft viel öfter in Krisengebieten weltweit zum Einsatz kommen werden.

Sie erklären offen ihre Bereitschaft, weit außerhalb des Nato- Gebietes aktiv zu sein. Und sie sind offener als die Amerikaner: Journalisten werden routinemäßig auch auf schwierige Flüge mitgenommen, die Piloten diskutieren freimütig ihre Einsatzpläne.

Und der Führer der Truppe, Oberstleutnant Achim Wundrak (37), verteilt regelmäßig Bier an seine Untergebenen. Wenn man ihm erzählt, daß dies in den US- Streitkräften nicht erlaubt ist, wundert er sich: „Ich denke, meine Männer sind diszipliniert“, sagt er. „Im Extremfall werden sie für mich in den Tod gehen.“ Richard Sia