Kein Opernmuseum

■ Das Staatsoper-Jahrbuch steht ganz im Zeichen von Wolfgang Rihm

steht ganz im Zeichen von Wolfgang Rihm

In der Oper gehen die Uhren anders. „Unser Jahr endete eigentlich schon im Juni“, lockerte Susanne Stähr, Pressesprecherin der Staatsoper, gestern die etwas steife Stimmung bei der Vorstellung des diesjährigen Jahrbuchs Oper in Hamburg 1992 auf. Doch zum Jahreswechsel legt die Staatsoper nun das Periodikum für ihre Fans vor, das es erlaubt, das Operngeschehen des Jahres in aller weihnachtlichen Ruhe Revue passieren zu lassen.

Mit kleiner Verspätung traf Staatsopernintendant Prof. Dr. Peter Ruzicka vor der Versammlung ein. Seine Entschuldigung: es sei ihm soeben gelungen, eine siebenstellige Summe bei einem Sponsor zu akquirieren. Die achtstellige Summe öffentlicher Subventionen reicht offenbar vorne und hinten nicht, obwohl die Staatsoper mit über achtzig Millionen Mark den größten Einzeltitel in Hamburgs Kulturetat darstellt. Auch das Jahrbuch, das ab heute für 24,80 Mark im Handel zu haben ist, konnte nur für diesen Preis verkauft werden, weil die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper einen schönen Batzen der Druckkosten übernommen hatte.

Schwerpunkt im Jahresrückblick ist das Werk von Wolfgang Rihm, dessen Oper, Die Eroberung von Mexiko, in diesem Jahr uraufgeführt wurde. Sie ist jetzt auch als Live- Mitschnitt auf CD erhältlich. Die Oper soll im Mai und Juni 1993 mit drei Aufführungen wieder ins Programm genommen werden. Damit findet das Thema „Neue Musik“ im Jahrbuch seinen deutlichen Niederschlag, denn mit einem „Opernmuseum“ will Ruzicka nichts zu tun haben, wenngleich in der derzeitigen Situation nur vier bis fünf

Premieren inklusive einer Uraufführung pro Spielzeit möglich seien.

Die Platzauslastung ist in dieser Spielzeit von bisher 95 Prozent um etwa zwei bis drei Prozent gesunken. Das könne an der allgemeinen Rezession liegen, vermutet Susanne Stähr. Zauberflöte, Nußknacker und die zwanzig Jahre alte Inszenierung von Hänsel und Gretel sind jedoch immer proppevoll. Stähr: „Die drei Inszenierungen könnten wir jeden Abend vor ausverkauftem Haus spielen.“ Julia Kossmann