Alles über Jesus

Die Weihnachtsbotschaft muß nicht umgeschrieben werden: Das Christkind wurde nicht in einem Stall und schon gar nicht, wie in der Zeit des Barocks oftmals dargestellt, in einem prachtvollen Palast geboren. Der Sohn der Maria und des Tischlers Josef aus Nazareth erblickte in einer zwölf Meter langen, drei Meter hohen und fünf Meter breiten, östlich von Bethlehem gelegenen Gebirgshöhle das Licht der Welt. Und die Hirten auf dem Feld waren jüdische Nomaden auf der Suche nach Weidegründen für ihre Ziegen- und Schafherden.

Ochse und Esel waren in der Heiligen Nacht daher sicher nicht Zeugen bei der Geburt des Heilands. Nur soviel dürfte stimmen, schreibt der Oberkustos des Hamburger Völkerkundemuseums, Rüdiger Vossen: das Neugeborene fand Platz in einem Futtertrog, einer aus Strauchwerk geflochtenen Krippe. Vossen kommentiert eine derzeit im ostfriesischen Westrhauderfehn (Fehn- und Schiffahrtsmuseum) bis zum 31. Januar 1993 geöffnete Weihnachtskrippen-Ausstellung. Aus dem Fundus einer privaten Sammlerin sind insgesamt 147 Exemplare aus 47 Ländern ausgewählt und in die maritime Aura des Museums liebevoll arrangiert worden.

Weihnachtskrippen kamen im 16. Jahrhundert im römisch- katholischen Kulturbereich in Mode. Sie waren zumeist anschauliche Rekonstruktionen der Geburtsgeschichte Christi, die im Betrachter das Gefühl erregen sollten, dem Geschehen beizuwohnen. In afrikanischen Ländern hat sich das Krippenbild von europäischen Vorbildern fast gänzlich gelöst. Originale Krippenbretter soll Papst Sixtus der oströmischen Kaiserin Helena im Jahre 440 aus Palästina mitgebracht haben. Regelrecht volkstümlich wurde das Bild von der „Heiligen Familie“ Ende des 18. Jahrhunderts. Mit der Entwicklung der Spielzeugindustrie, wie im Erzgebirge, überschwemmten Weihnachtskrippen als billige Massenware die Wohnstuben.

Heinrich Heeren / dpa