Noch eine Tür zur Welt

■ Mediale wirft ihre Schatten voraus: Auf der Alster schwebt Robert Wilsons Eisentor

wirft ihre Schatten voraus: Auf

der Alster schwebt Robert Wilsons Eisentor

Neben dem Tor zur Welt aus drei blauen Containern an der Lombardsbrücke hat Hamburg nun auch noch ein Türchen zur Welt bekommen, das auf einem versenkten Ponton auf der Alster zu schweben scheint. In einer spektakulären Aktion wurde am Samstag morgen die fast zehn Meter hohe, sechs Meter breite und drei Tonnen schwere Tür mit einem kräftigen russischen Helikopter aufgerichtet. Der derzeit in Hamburg vielseitig engagierte texanische Künstler Robert Wilson entwarf sie für die Anfang kommenden Jahres ins Haus stehende Medienkirmes Mediale. Zusammengeschweißt wurde das Werk von einer Hamburger Werft.

Um zehn vor zwölf legte die MFS Rodenbek am Samstag vom Jungfernstieg ab. Sie sollte Journalisten, Mediale-Organisatoren, wie ihren Initiator Thomas Wegener, und Kultur-Prominenz möglichst nah ans Geschehen heranbringen. Der Meister selbst kam zur Abfahrt - bewußt? - zu spät. Schließlich wurde er doch noch am Anleger gesichtet, und die „Rodenbek“ kehrte um. Als sie aber das Ufer fast erreicht hatte, da hatte sich Wilson schon auf ein kleines Bötchen begeben. Stehend in diesem wackligen Gefährt fuhr er einem Feldherrn gleich dem Ponton entgegen, auf dem die Skulptur aufgestellt wurde. Immerhin winkte er den Passagieren an Bord der Rodenbek milde zu und die Fotografen grüßte er, indem er mit seiner kleinen Kamera zurückknipste.

Rotorblätter, die fiepend die

1Luft durchschnitten, peitschten das Wasser auf. Schaulustige, die auf der Jagd nach Geschenken in der City weilten, säumten den Jungfernstieg, um die Aktion zu beobachten, die in ihrer Dramatik einer

1Seenotrettungsübuung nicht unähnlich schien. Erst erhob sich langsam die Tür. Es folgte der Rahmen, der als gefährlich schwankendes, umgekehrtes U über dem Ponton an den Seilen hing - keine leichte Angele-

1genheit, den Rahmen an die Tür zu setzen. Weil sich alle Passagiere an den Fenstern der dem Ereignis zugewandten Seite die Nasen plattdrückten, lag der Alsterdampfer schief - zum Seekrankwerden. jk