Flüchtlinge in US-Unterkünften

■ In 35 ehemaligen US-Wohnungen sollen ab Mitte Januar rund 300 bosnische Flüchtlinge untergebracht werden

Zehlendorf. Für 300 bosnische Flüchtlinge sind in Zehlendorf 35 Wohnungen in einer ehemaligen US-Unterkunft eingerichtet worden, die voraussichtlich schon Mitte Januar bezogen werden kann. In dem zwölfstöckigen Haus in der Sundgauer Straße sollten vorrangig Familien mit Kindern eine Bleibe finden, die derzeit in Pensionen und Notunterkünften leben, sagte Franz-Josef Ballhorn vom Christlichen Jugenddorfwerk (CJD) gestern gegenüber der taz. Das CJD hat die Trägerschaft für das Wohnheim übernommen.

In jeder der Drei- und Vierzimmerwohnungen mit jeweils 80 bis 100 Quadratmetern sollen zehn bis zwölf Flüchtlinge Platz finden. Die Familien sollten nach Möglichkeit zusammenbleiben, erklärte Ballhorn. Im Erdgeschoß würden Gemeinschaftsräume und Platz für Kinderbetreuung zur Verfügung gestellt werden. Für 24.000 Mark monatlich hat das Bezirksamt Zehlendorf das Haus von der Oberfinanzdirektion gemietet, die das Gebäude seit dem Abzug der alliierten Streitkräfte verwaltet.

Möbel für die Wohnungen stellte das Amt für Besatzungslasten zur Verfügung. 60 ehrenamtliche Helfer des Technischen Hilfswerkes brachten am Samstag etwa 300 Betten aus verschiedenen Lagerorten in das Wohnheim.

Eine Wachschutzfirma wird mit der Einlaßkontrolle betraut und soll so für die Sicherheit der Flüchtlinge sorgen. Außerdem wird in der kommenden Woche das Zehlendorfer Bezirksamt die Bewohner der umliegenden Häuser in Briefen informieren und um Toleranz für die neuen Nachbarn werben. Normalerweise habe die Bevölkerung aber viel Verständnis für Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien, erklärte Ballhorn. „Ich erwarte keine Konflikte.“ Die Heimleiterin, die studierte Psychologin ist, vier SozialarbeiterInnen und drei KinderbetreuerInnen werden außerdem für das Wohl der Flüchtlinge sorgen.

Allerdings kann das Gebäude nur bis Mitte September 1993 als Wohnheim gemietet werden. Danach solle das Haus umgebaut werden und für Bundesbedienstete bereitstehen, erklärte der Zehlendorfer CDU-Sozialstadtrat Eberhard Schmidt. Gemeinsam mit dem Stadtplanungsamt sucht das Bezirksamt schon jetzt geeignete Grundstücke, die mit Fertighäusern oder Containern bebaut werden können. Das CJD wolle auch nach dem Umzug die Trägerschaft für die Flüchtlingseinrichtung behalten, betonte Ballhorn. akk