Intolerante Stellungnahmen

■ In Bergedorf: Widerstand gegen Unterkünfte für Asylbewerber / Sozialarbeiterstellen sind nicht besetzt: Es gibt keine Bewerber

: Widerstand gegen Unterkünfte für Asylbewerber / Sozialarbeiterstellen sind nicht besetzt: Es gibt keine Bewerber

„Widerstand gegen den Bau von Asylantenunterkünften gibt es in allen Stadtteilen. Aber so extrem menschenfeindliche und intolerante Stellungnahmen wie hier in Bergedorf hat es anderswo nicht gegeben.“ So beschrieb Innensenator Werner Hackmann die Stimmung auf einer Veranstaltung zum Bau neuer Flüchtlingsunterkünfte in Lohbrügge. Anfang 1993 sollen auf dem sogenannten Hirtenland 180 Flüchtlinge aus 20 Nationen wohnen.

Daß es auch anders geht, beweist nun die Stadtteilkonferenz Lohbrügge. Auf ihrer monatlichen Sitzung beschloß der Verbund von 40 Vereinen, Verbänden und Organisationen, für den Schutz des Hirtenlandes Sorge zu tragen. Sie wollen dort helfen, wo es die Behörden nicht tun: bei der Organisation von Sprachkursen und der Betreuung der Flüchtlinge.

Aber besonders die Sicherheit der Unterkünfte macht Christina Großmann, Sprecherin der Initiative, Sorgen. „Die Polizei sieht sich nicht in der Lage, zuverlässigen Objektschutz zu gewährleisten.“ Weil auch die Post sich außerstande sieht, in jedem Haus einen Notrufmelder anzubringen, „ist das Hirtenland fast schutzlos.“ Hier wollen die VertreterInnen der Stadtteilkonferenz mit einer Dauerwache Abhilfe schaffen.

Auch um die Besetzung der beiden Sozialarbeiterstellen für die Unterkunft ging es bei dem Treffen der größten Initiative im Bezirk Bergedorf. Die sind nämlich mangels BewerberInnen nicht besetzt. Lohbrügge ist in Sozialarbeiterkreisen als politisch unruhig bekannt. Nicht zu Unrecht. Lohbrügge gilt als Hochburg der Nationalen Liste (NL). Deren Führer Christian Worch und Thomas Wulf nehmen für sich in Anspruch, die Rostocker Krawalle mitorganisiert zu haben. Auch Michael Kühnen, inzwischen verstorbene Nazigröße, ist dort aufgewachsen.

Aber nicht nur ausgewiesene Nazis bedrohen das Hirtenland. Eine „Initiative Lohbrügger Bürger“ benutzte lange Zeit die Bergedorfer Bezirksversammlung als Forum für ihre Verbalattacken gegen den Bau der Flüchtlingssiedlung. Nach der Verurteilung einiger Skinheads wegen gefährlicher Körperverletzung eines Türken ist es ruhig im Osten Hamburgs.

Kein Grund für die Stadtteilkonferenz, locker zu lassen. Die Forderung nach einer Ausländerbeauftragten für Bergedorf steht als nächstes auf der Tagegsordnung. Martin Busche