Keine Fahrpeis-Erhöhung 1993

■ BSAG soll ihren Haushalt zurückführen: Taktzeiten, Liniennetz, Angebote überprüfen

Keine Fahrpreis-Erhöhung 1993

BSAG soll ihren Haushalt zurückfahren: Taktzeiten, Liniennetz, Angebote überprüfen

Für 1993 sind keine Fahrpreiserhöhungen für Bremer Bahnen und Busse geplant, obwohl die Bremer Straßenbahn-AG (BSAG) erheblich mehr Verluste — 8,4 Millionen Mark — macht, als im Wirtschaftsplan (Hausjargon: „Erfolgsplan“) veranschlagt worden waren. Das erklärte gestern Bausenatorin Eva-Maria Lemke-Schulte, die auch Aufsichtsrats-Chefin der BSAG ist.

Noch Anfang Dezember hatte der BSAG-Vorstand 18,4 Millionen Mark zusätzliches Defizit für 1993 kalkuliert und dem Aufsichtsrat zur Genehmigung vorgelegt (Gesamt-Defizit: 144,5 Mio.); „nach vielen vielen Sitzungen und Gesprächen“, so Lemke-Schulte, konnte dieses Haushaltsloch inzwischen immerhin um 10 Millionen verkleinert werden. Auch die übrigen ungedeckten 8,4 Mio. sollen möglichst noch weggedrückt werden. Konkret: Bis zum Februar soll sich nun der Vorstand der BSAG ausdenken, wie das Finanzloch verkleinert werden kann. Das nennt sich scheinbar freundlich „Maßnahmen zur Optimierung des Leitungsangebotes und des Liniennetzes und zur Reduzierung von Sach- und Personalkosten“. Und das meint: Die BSAG muß selbst sagen, was sie streichen will. „Das sollen die uns sagen“, erklärte Lemke-Schulte, „es geht um die Taktzeiten, um Auslastung, um das Liniennetz. Es ist auch fraglich, ob es sinnvoll ist, Strecken aufrecht zu erhalten, die nur zu 20 Prozent ausgelastet sind.“

Große Hoffnungen hatte man bei der BSAG auch auf die „innere Modernisierung“ gesetzt, die nun sicher nicht im geplanten Umfang stattfinden wird. Mit Fort- und Weiterbildungen, die während der Dienstzeit Geld und Ersatz-Personal kosten, sollte das BSAG-Personal „in Richtung Kundenfreundlichkeit“ geschult werden, dazu gehört ein selbstverständlicher Dienstleistungs-Umgangston genau so wie die Bereitschaft, große Geldscheine zu wechseln und auf Umsteiger aus anderen Bussen/Bahnen zu warten.

Daß der öffentliche Personen- Nah-Verkehr (ÖPNV) mehr als doppelt so teuer ist, wie sich durch bezahlbare Fahrscheine hereinwirtschaften läßt, das geht allen Städten und Gemeinden so. Und nach Jahrzehnten der Vernachlässigung wurden in den letzten Jahren doch erhebliche Anstrengungen gemacht, betonte die Senatorin: Bis '95 wird es 112 neue Busse und 78 nezue Bahnen geben, sämtlich mit Niederflur- und Hub- Technik. Inzwischen ist die Hälfte der Bremer Ampeln elektronisch auf ÖPNV-Vorfahrt ausgerüstet und gibt Bahn und Bus automatisch Grün. Die anderen Ampeln sollen folgen. Und: Noch in diesem Jahr wird das Planfeststellungsverfahren für die neue Linie 4 Richtung Borgfeld/Lilienthal eingeleitet, Ende 94 wäre dann Baubeginn für den ersten Abschnitt. Die Stadt Lilienthal hat inzwischen beschlossen, mit den Planungen für die Trasse auf ihrem Gebiet die BSAG zu beauftragen. Die Baudeputation beschloß am letzten Donnerstag die Mittel, um die provisorische Wümme-Brücke ordentlich zu bauen; Straßenbahn- Schienen sind dabei vorgesehen.

Was immer die BSAG beschließt, um ihr Haushaltsloch in 93 zu stopfen: spruchreif wird das frühestens zum Sommerfahrplan im Mai, das meiste wohl erst zum Winterfahrplan im Herbst. Eine Zurückweisung des veranschlagten Haushalts durch den Aufsichtsrat und ein Herunterdrücken des Etats um knapp 20 Millionen hat es so noch nicht gegeben, „das ist eine Premiere“, sagte auch Lemke-Schulte, die selbst ihren Balance-Akt zwischen der zum Sparen angehaltenen Senatorin und der auf ÖPNV-Investitionen bedachten Aufsichtsrats-Chefin „ganz gelungen“ findet. Das Senatorinnen-Herz, scheint es, schlug ein bißchen kräftiger. Eins aber sicherte der Senat zu: Das Experiment, daß Sozialhilfe-EmpfängerInnen eine Monatskarte für nur 25 Mark bekommen können, wird um ein halbes Jahr bis Sommer 1993 verlängert.

Susanne Paas