Israelische Armee stoppt Hilfskonvoi

■ Noch kein Ausweg für Deportierte

Jerusalem/Beirut (AFP) – Für die bei Schnee und Kälte in einem provisorischen Lager im Südlibanon ausharrenden 415 deportierten Palästinenser war auch gestern keine Besserung ihrer Lage in Sicht. UN-Sonderbotschafter Jonah hielt sich weiter in Jerusalem auf, wo er mit einer Palästinenser- Delegation zusammentraf. Diese forderte eine sofortige Rückführung der 415 Deportierten nach Israel, entsprechend der Resolution 799 des UN-Sicherheitsrats. Ministerpräsident Jitzhak Rabin und Außenminister Schimon Peres hatten in ihren Gesprächen mit Jonah allerdings klargestellt, daß für sie der Ausweisungsbeschluß „unwiderruflich“ sei.

Jonah will heute in das Lager der Deportierten im „Niemandsland“ zwischen der israelisch besetzten „Sicherheitszone“ im Südlibanon und libanesisch kontrolliertem Gebiet reisen. Die libanesische Regierung machte allerdings deutlich, daß sie Jonah nicht über Beirut zu dem Camp reisen lassen werde. Ein Berater des libanesischen Ministerpräsidenten Rafik Hariri erklärte, Libanon lehne es ebenso weiterhin ab, Ärzteteams oder Hilfskonvois über libanesisches Territorium zu den Deportierten reisen zu lassen. Der französische Außenminister Roland Dumas hatte am Vorabend Libanon und Israel aufgefordert, ein französisches Ärzteteam in das Lager zu lassen.

Ein von arabischen Abgeordneten und religiösen Würdenträgern organisierter Lkw-Konvoi für die in Schnee und Eis auf tausend Metern Höhe ausharrenden Deportierten wurde gestern nachmittag an der israelisch-libanesischen Grenzstation in Rosch Hanikra von der israelischen Militärpolizei gestoppt, wie der israelische Rundfunk berichtete. Die Hilfslieferung bestand aus Lebensmitteln, Medikamenten und warmer Kleidung.

Der Oberste Gerichtshof Israels hatte der Regierung am Sonntag 72 Stunden Zeit gegeben, um sich zu der Ablehnung von Hilfstransporten für die ausgewiesenen Palästinenser zu äußern. Der Abgeordnete Abdel Wahab Darausche, ein palästinensischer Israeli, hatte den Obersten Gerichtshof am Freitag angerufen, um Hilfslieferungen für die Palästinenser durchzusetzen. Nach Ansicht des Abgeordneten ist Israel „juristisch und moralisch“ für die Ausgewiesenen verantwortlich und muß Hilfe leisten, da das Leben der Palästinenser in Gefahr sei.

Die israelische Armee räumte am Montag ein, daß sieben der 415 Palästinenser „irrtümlich“ aus den besetzten Gebieten deportiert worden seien. Unter ihnen sei auch ein 16jähriger, der erwischt worden sei, als er nationalistische Parolen auf eine Mauer malte. Die Armee denke daran, die sieben Männer schnell wieder zurückzuholen.