Bush will noch START-II-Abkommen

■ Es geht um zwei Drittel aller strategischen Waffen

Genf (taz) – Gestern trafen sich in Genf die Außenminister von Rußland und den Vereinigten Staaten, Andrej Kosyrew und Lawrence Eagleburger, um über den START-II-Vertrag zu verhandeln. Es geht dabei immerhin um die Verschrottung von zwei Dritteln der strategischen Atomwaffenarsenale Rußlands und der USA. Im Juni dieses Jahres hatten die beiden Präsidenten in Camp David die Absicht verkündet, bis zum Jahr 2003 die Zahl der atomaren Sprengköpfe auf U-Booten, Langstreckenraketen und Fernbombern von heute um jeweils rund 11.000 auf 3.500 in den USA und 3.000 in Rußland zu verringern. In zahlreichen Verhandlungsrunden gelang es den Rüstungskontrollexperten seitdem jedoch nicht, alle Probleme zu klären. Die wichtigsten, von den Russen als unwesentlich, von Bush- Sprecher Fitzwater jedoch als erheblich bezeichneten Meinungsunterschiede sind folgende:

Washington verlangt, daß Moskau nicht nur – wie von Jelzin in Camp David zugesagt – seine SS-18 Interkontinentalraketen zerstört, sondern auch die dazugehörenden Abschußsilos. Die russische Seite will jedoch die Silos nur funktionsuntüchtig machen. Verteidigungsminister Pawel Gratschew will andererseits darauf dringen, daß die Amerikaner ihre strategischen Bomber der Typen B-1 und B-2 ab einem bestimmten, noch festzulegenden Zeitpunkt nicht mehr mit atomaren, sondern nur noch mit konventionellen Sprengköpfen ausrüsten. Weiterhin ist strittig, ob die Atomsprengköpfe, die sich nicht auf Trägern sondern in Depots befinden, auf die Obergrenzen angerechnet werden sollen.

Bei einer Einigung ist ein Gipfeltreffen zwischen Bush und Jelzin vorgesehen, das bereits am 2. und 3.Januar im russischen Sotschi stattfinden könnte. START-I war bereits im Juli vorigen Jahres unterschrieben worden, ist aber wegen der Umwälzungen in der früheren Sowjetunion noch nicht in Kraft getreten. Zwar ist das Abkommen von Rußland, noch nicht aber von den übrigen Republiken ratifiziert worden, in denen ebenfalls weit reichende Atomwaffen stationiert sind (Ukraine, Weißrußland und Kasachstan). Auch Großbritannien und Frankreich sind nicht betroffen. Andreas Zumnach