■ Vorlauf
: Exodus der Viecher: Als die Tiere den Wald verließen, 3.1., 15.45 Uhr, ARD

Als die Tiere den Wald verließen, 3.1., 15.45 Uhr, ARD

Eine öffentlich-rechtlich produzierte Zeichentrick-Serie, die sich des Problems der „Umweltzerstörung“ und ihrer Auswirkungen auf die bedrohte Tierwelt annimmt – das läßt eigentlich Übles befürchten. Moralinsaures Kinderfernsehen, das die lieben Kleinen bekanntlich in Scharen die Flimmerkiste fliehen läßt. Doch was da ab Sonntag in der ARD auf Sendung geht, ist nicht nur das mit Abstand aufwendigste Zeichentrick-Projekt, das je in Europa auf den Schirm gebracht wurde, sondern vor allem – und nur, das ist letztlich entscheidend – ein kurzweiliger Spaß für die ganze Familie, der ohne jenen leidigen pädagogischen Zeigefinger auskommt. 13 Folgen lang (13 weitere sind in Arbeit) dürfen wir den Exodus der Tiere aus ihrem geliebten „Thalerwald“ verfolgen, wo ihnen gewaltige Bulldozer und Motorsägen zu Leibe rücken. Das Ziel von Dachs, Eule, Maulwurf und Co. heißt „Weißhirschpark“, wo die Welt angeblich noch in Ordnung sein soll. Doch der Weg dahin ist nicht nur weit, sondern vor allem nicht ohne Gefahren. Da landet der Fasan schon mal unversehens im Bratentopf einer hocherfreuten Bäuerin und hat das vorlaute Wiesel ein durchaus ernstzunehmendes Alkoholproblem. Trotz eines Stillhalte-Abkommens trauen die Vegetarier unter den Viechern ihren fleischfressenden Kollegen bis zum Schluß nicht ganz über den Weg, und geredet wird nicht irgendein stilisiertes Märchendeutsch, sondern allgemeinverständlicher Alltagsslang: „Hast du noch alle Tassen im Schrank?“ Daß der Hamster stark schwäbelt und die Wiege der Wühlmaus eindeutig im Sächsischen stand, gibt dem ganzen obendrein noch die besondere Note.

Was da in britischen und französischen Animations-Studios gezeichnet wurde, braucht in puncto Trickfilmtechnik den Vergleich mit Disney-Standards nicht zu scheuen. Weil so was bekanntlich einiges kostet (rund 20 Millionen für 26 Folgen), schlossen sich erstmals 20 europäische Sendeanstalten zusammen, um dem Sperrfeuer der privaten Konkurrenz mit Zeichentrick- Billigimporten aus den USA und Fernost öffentlich-rechtliche Qualitätsware entgegenzusetzen. Reinhard Lüke